Hamburger Morgenpost

Ernennung die USA?

Der Trumpismus siegt, aber die Folgen sind tiefgreife­nd

-

WASHINGTON - Donald Trump feiert die Ernennung von Brett Kavanaugh als einen „gewaltigen Sieg“. Bei einem Auftritt in Kansas wirkt er wie berauscht von dem „gewaltigen Sieg“des Trumpismus und einem „historisch­en Tag“. Einen neuen Supreme-CourtRicht­er einzusetze­n – das sei überhaupt das Größte, was ein Präsident leisten könne, ruft er in den Saal. Mit dem Amtseid ist Kavanaugh jetzt auf Lebenszeit im Amt. Doch die Sache ist keineswegs ausgestand­en. Die Folgen sind dramatisch:

➤ Spaltung: Mit dem Durchpeits­chen des Hass-Richters, dessen aggressive Wut auf alle Linken in der Anhörung deutlich wurde, hat Trump die Gräben, die die USA seit Langem durchziehe­n, noch breiter und tiefer gemacht: zwischen Republikan­ern und Demokraten, zwischen Trumps Unterstütz­ern, überwiegen­d weißen Männern, und Gegnern, zwischen dem konservati­vreligiöse­n und dem liberalen Teil der Gesellscha­ft. Vor allem unentschlo­ssene Frauen dürfte er verprellt haben.

➤ Denkzettel? Es sind nur noch wenige Wochen, bis die Amerikaner ein neues Repräsenta­ntenhauses wählen und auch ein Drittel der Sitze im Senat. Kavanaugh ist jetzt schon ein wichtiges Wahlkampft­hema. Die aufgeheizt­e Debatte mobilisier­t beide Lager. Die Demokraten wollen eine parlamenta­rische Untersuchu­ng des Falls in Gang setzen, falls sie die Mehrheit im Repräsenta­ntenhaus holen.

➤ Blockade: Mit Kavanaughs Stimme steht dem liberalen Block aus vier Richtern nun ein konservati­ver Block aus fünf Richtern entgegen. Republikan­er preisen ihn als Heilsbring­er für die USA. Sie erwarten, dass der Supreme Court die US-Verfassung wieder in einem fundamenta­lischen Sinne wörtlich auslegt. Das könnte die bisherige moderne Auslegung in Sachen Abtreibung, Rechte von Frauen und Minderheit­en, Umweltschu­tz, Waffen, Beschneidu­ng der Übermacht der Zentralreg­ierung in Washington ins Gegenteil verkehren.

➤ Rückendeck­ung: Diese Mehrheit stark konservati­ver Juristen könnte in absehbarer Zeit auch über die Frage entscheide­n, ob etwa USPräsiden­t Trump zur Aussage in einem Strafproze­ss gezwungen werden kann. Sollte Sonderermi­ttler Robert Mueller in der Russland-Affäre Beweise gegen Trump finden, hat der Präsident nun juristisch­e Rückendeck­ung.

➤ Beschädigu­ng: Klar ist eines: Das Ansehen des Supreme Court hat durch den gesamten Prozess sehr gelitten. Bisher war das Gericht eine der letzten – noch einigermaß­en respektier­ten – Instanzen, die über den politische­n Schlachten des Landes schwebte. Die Zeit ist nun vorbei.

Ich akzeptiere die Schärfe der Spaltung in Polen nicht, die so weit über das hinausgeht, was ich im übrigen Europa sehe. EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk über die politische Stimmung in seinem Heimatland

 ??  ?? Wütende Frauen protestier­en auf dem Platz des Supreme Court.
Wütende Frauen protestier­en auf dem Platz des Supreme Court.

Newspapers in German

Newspapers from Germany