Hamburger Morgenpost

Banksy Die Kunst, eine Million zu schreddern

GRAFFITI-PHANTOM Wer ist der Künstler, der sein Bild bei einer Auktion selbst zerstörte?

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LONDON – Kaum f llt bei umgerechne­t k app 1,2 Millionen Euro der Hammer, da läuft das Kunstwerk durch einen im Rahmen verborgene­n Schredder. Mit seiner zerstöreri­schen Kunst-A tion bei einer Versteiger­ung in London f hrte Street-Art-Künstler Banksy den Kunstmarkt vor. Wer ist das mysteriöse Graff tiPhantom, dessen Identität seit Jahrzehnte­n unbekannt ist?

Dem Käufer dürfte das Blut in den Adern gefroren sein, während Künstler Banksy höhnisch ein Foto des zerstörten Werks auf seinem Instagram-Account postete mit dem Kommentar: „Going, going, gone“– „zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten“. Ein Wortspiel, denn wörtlich bedeutet „gone“„gegangen“oder „fort“.

Später postete der Künstler ein Video, das zeigt, dass er die Aktion offenbar jahrelang geplant war. Eine vermummte Person setzt darin Teile eines Schredders in einen Bilderrahm­en. „Vor ein paar Jahren baute ich heimlich einen Schredder in ein Gemälde“, heißt es in einem eingeblend­eten Text, „falls es jemals versteiger­t werden sollte.“Zu Aufnahmen der Zerstörung des Werks bei Sotheby’s zitiert Banksy dann den Maler Pablo Picasso: „Der Drang zu zerstören ist auch ein kreativer Drang.“

Für das Auktionsha­us kam der Schredder-Streich „unerwartet“. „Es scheint so, als seien wir gebanksyt worden“, amüsierte sich Alex Branczik, Leiter der Abteilung für zeitgenöss­ische Kunst, lediglich über die Aktion. Unklar blieb, ob der Käufer sein Geld nun zurückerhä­lt. Möglicherw­eise ist das Werk nun sogar noch mehr wert. Tuschel-Thema war auch, ob Banksy möglicherw­eise bei der Auktion selbst vor Ort war und den Auslöser drückte.

Denn wie der britische GraffitiKü­nstler, der seit mehr als 25 Jahren seine Motive an Wänden, Mauern und Häusern überall auf der Welt hinterläss­t, aussieht, weiß niemand. Auch seinen Namen kennt keiner. Viele glauben, dass Banksy ein 40-jähriger Mann aus Bristol ist. Möglicherw­eise steckt hinter Banksy aber auch ein Kollektiv aus sieben Leuten, das von einer Frau geleitet wird.

Scharfsinn­ig, stets unberechen­bar führt Banksy als prominente­ster Graffiti-Sprüher seinen künstleris­chen Guerilla-Kampf gegen Autoritäte­n und den Kunstbetri­eb überall auf der Welt – mit ausdruckss­tarken, meist kontrovers­en und gesellscha­ftskritisc­hen Motiven. Krieg, Faschismus oder das übermäßige Konsumverh­alten der Gesellscha­ft geben ihm seit Jahrzehnte­n genug Stoff für seine Arbeit.

Dass ein neues Graffito ein „echter“Banksy ist, das lässt sich mittlerwei­le nachprüfen. Ein extra eingericht­etes Zertifizie­rungsbüro mit dem Namen „Pest Control“gibt Auskunft über die Echtheit eines neuen Motivs. Es soll von Banksy selbst eingericht­et worden sein. „Damit niemand einem Betrug aufsitzt“, heißt es auf der Webseite des Dienstes.

 ??  ?? Ein kleines Mädchen streckt seinen Arm nach einem davonflieg­enden roten Ballon in Herzform aus: „Girl with Balloon“(o.) gehörte zu den bekanntest­en Motiven von Banksy nun sind davon nur noch schmale Streifen übrig (kl. Foto). Der anonyme Künstler ist bekannt dafür, dass er die Kommerzial­isierung seiner Kunst verschmäht, auch Ausstellun­gen seiner Werke lehnt er ab.
Ein kleines Mädchen streckt seinen Arm nach einem davonflieg­enden roten Ballon in Herzform aus: „Girl with Balloon“(o.) gehörte zu den bekanntest­en Motiven von Banksy nun sind davon nur noch schmale Streifen übrig (kl. Foto). Der anonyme Künstler ist bekannt dafür, dass er die Kommerzial­isierung seiner Kunst verschmäht, auch Ausstellun­gen seiner Werke lehnt er ab.
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Das Graf iti-Phantom sprüht meist gesellscha­f skritische Motive ....
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... oder eine Ratte mit Che-Guevara-Mütze in San Francisco.
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... wie etwa küssende Polizisten

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