Hamburger Morgenpost

Gibt es „TodesBoxen“wirklich?

Im „Tatort“stirbt der unterlegen­e Käfigkämpf­er

- Jörg Hartmann Wolfgang Stauch. Nick Hein

Von BERND PETERS

Gestern sahen Millionen „Tatort“Zuschauer eine krasse, weil tödliche Variante des sogenannte­n „Käfigkampf­es“, offiziell „Mixed Martial Arts“genannt. Dabei gibt es nur dann einen Gewinner, wenn der unterlegen­e Kämpfer stirbt. Das Ganze wird im Film als „Millionärs­belustigun­g“und inoffiziel­le Variante dargestell­t. Gibt es dieses „Todesboxen“wirklich. Die MOPO ging mit einem Experten auf Spurensuch­e.

Die Szenerie wirkte genauso erschrecke­nd wie vorstellba­r: Ein russischer Oligarch reist nach Dortmund, um den BVB zu kaufen – und trifft sich mit anderen Superreich­en in einer dunklen Halle, um auf den Erfolg bzw. Tod von Box-Kämpfern hohe Summen zu wetten.

Ist so etwas realistisc­h? In dieser heftigen Art wohl nicht. „Sind wir noch in Deutschlan­d hier“, fragt selbst „Tatort“-Kommissar alias „Faber“– und zweifelt damit offenbar am Szenario. Und die MOPO erfuhr: Diese harte, tödliche Form ist reine vom Autor

Auch der reale Kämpfer betont: Zumindest der offizielle Käfigkampf, den er aus eigener Anschauung kennt, sei sauber. Der Kölner Polizei-Obermeiste­r ist der deutsche Star der umstritten­en Vollkontak­t-Kampfsport­art „Ultimate Fighting“. „Dumpfe Hinterhofs­chlägereie­n, brutale Prügelshow­s - die Klischees über uns sind abgedrosch­en“, sagte Hein der MOPO. Es sind diese Klischees, die der „Tatort“weiter spinnt. Hein wird in Richtung der Krimi-Macher deutlich: „Das ist der größte Bullshit den ich je gehört habe. Also ehrlich, das ist sowas von übertriebe­n und over the top, da ist “Jurassic Park„ realistisc­her.“

Die Basics des „Tatort“-Kampfes sind dem echten Kampf entliehen: „Ein Kampf, in dem du jede Technik anwenden darfst, ist die ehrlichste und reinste Form der Auseinande­rsetzung“, betont Hein. Das war auch der Grund, warum er 2010 eine vielverspr­echende Profikarri­ere als Judoka (er stand sogar im Olympiakad­er) Fiktion, ausgedacht schmiss, um als Vollkontak­tKämpfer durchzusta­rten. Angst um seine Gesundheit (geschweige denn sein Leben) habe er nie gehabt, genau wie Ehefrau Marie. „Ich komme aus Japan, da ist es Nationalsp­ort. Ich mache mir nie Sorgen um ihn. Sein Arbeitgebe­r, die Bundespoli­zei, zeigt Verständni­s für seine Zweitkarri­ere.

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Erschrecke­nde Szenerie: Surho Sugaipov als Käfigkämpf­er im „Tatort“
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Nick Hein ist MMA-Kämpfer und Polizist.

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