So viel Arbeit steckt in 90 Minuten
HSV-Trainer Titz skizziert in der MOPO den Ablaufplan vor dem Heimspiel gegen Bochum
Auf dem Platz wird abgerechnet. Schwarz oder weiß, im Fußball ist ja wenig Raum für Grauzonen. Daran hat sich Christian Titz längst gewöhnt. Also gibt er alles dafür, um die Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg zu erhöhen. Wie viel Arbeit steckt in 90 Minuten? In der MOPO skizziert der HSVTrainer die Woche vor dem Spiel gegen den VfL Bochum (21. Oktober, 13.30 Uhr).
➤ Montag: Nach drei freien Tagen (Titz: „Nach der hohen Belastung in den letzten Wochen sollen die Jungs mal durchatmen“) hat der Coach eine Einheit angesetzt. Verschiedene Spielformen stehen auf dem Programm, „da geht es in erster Linie darum, wie wir mit und gegen den Ball agieren wollen“, erklärt Titz, der sich anschließend mit seinen Assistenten André Kilian und Mike Goebbels sowie den Videoassistenten Alexander Hahn und Sören Meier austauscht: „Im Trainerteam ist Bochum schon komplett vorbereitet. Dann geht es darum, welche Sequenzen wir der Mannschaft zeigen wollen.“
➤ Dienstag: Es wird zweimal trainiert, am Vormittag geht es auf den Platz. „Dann kommen auch Zweikämpfe dazu, die Intensität wird erhöht“, so Titz. Nachmittags geht es für Kapitän Aaron Hunt und Co. in den Kraftraum. Der Trainer führt darüber hinaus Gespräche mit den Ärzten und Physiotherapeuten, spricht ab, bei welchen Spielern die Belastung gesteuert werden muss. „Wir haben für jede Woche einen klaren Plan“, betont Titz, „aber natürlich gibt es immer Situationen, auf die wir reagieren müssen.“
➤ Mittwoch: Seine Spieler dürfen einen freien Tag genießen, Titz nutzt die Zeit, um Termine zu besprechen und „Dinge abzuarbeiten, die liegengeblieben sind.“Er verbringt einige Stunden vor dem PC und mit dem Handy, versucht am Nachmittag aber für seine Frau und die beiden Kinder da zu sein. „Meine Tochter fahre ich zum Reiten, meinen Sohn zum Fußball. Das ist mir sehr wichtig, als Vater für sie da zu sein.“
➤ Donnerstag: Endlich hat der Trainer alle beisammen, auch die Nationalspieler steigen wieder ein. „Dann beginnt für uns die heiße Phase der Vorbereitung auf Bochum“, sagt Titz. Er selbst hat jeden Zweitliga-Konkurrenten „drei- bis viermal auf Video gesehen“, sagt der HSV-Coach, Analyst Meier versorgt ihn und das Team zudem mit detaillierten Informationen. „Da gilt es, ein Muster zu erkennen. Wie reagiert der Gegner darauf, wenn man presst? Und wie, wenn man ihn kommen lässt? Da zeigen wir anhand von Bewegt- und Standbildern Lösungen auf.“
➤ Freitag: Auf dem Platz geht es ebenso wie abseits des Rasens an die Feinjustierung im Hinblick auf den Wettkampf. „Wir spielen elf gegen elf, wobei eine Mannschaft Bochum imitieren wird“, sagt Titz. Das setzt voraus, dass sein Team zuvor über die Spielweise des VfL in Kenntnis gesetzt wird. „Wir haben eine sehr wissbegierige Gruppe. Da gilt es, die Balance zu finden, um sie nicht mit Informationen zu überfrachten“, betont der Trainer. Im Kabinentrakt liegen mehrere Tablets bereit, auf denen sich die Hamburger Profis die wichtigsten Sequenzen anschauen können. „Außerdem haben die Jungs eine App auf dem Handy, über die sie sich auch Szenen ihrer jeweiligen Gegenspieler anschauen können“, so Titz. ➤ Sonnabend: Im Training liegt der Schwerpunkt auf Standardsituationen, im Hotel „Grand Elysee“führen der HSV-Coach und seine Assistenten dann im Laufe des frühen Abends Gruppenund Einzelgespräche. Dann werden die Mannschaftsteile auf die Herausforderungen im bevorstehenden Spiel eingestellt.
➤ Sonntag: Der Spieltag beginnt mit einem freiwilligen Frühstück, das jedoch nicht alle in Anspruch nehmen. Denn schon um 10 Uhr findet das „Pre-Match-Essen“statt. „Daran nehmen dann alle teil“, versichert Titz. Auf dem Plan stehen verschiedene Suppen, Pasta und Fisch. Im Anschluss daran geht es an die frische Luft. „Wenn wir – wie gegen Bochum – schon um 13.30 Uhr spielen, verzichten wir davor auf eine lockere Einheit. Stattdessen gehen wir spazieren“, sagt Titz, der berichtet: „Die Menschen, die wir treffen, wünschen uns Glück.“Um 11.30 Uhr gibt der Trainer die Aufstellung bekannt, eine Viertelstunde später fährt der Bus Richtung Volkspark ab.