Lotto: Von Traum und Albtraum
Manchem hat das Spiel viel Glück gebracht, für andere wurde es zur größten Enttäuschung ihres Lebens
Von ANNE-KATTRIN PALMER
Selbst als Gotthold Ephraim Lessing 1781 auf dem Sterbebett lag, konnte er nicht anders: Er spielte Lotto, ließ von einem Freund seine Glückzahl 52 notieren, mit der er zu gewinnen hoffte. Das war sein bis dahin erreichtes Lebensjahr. Gewonnen hat er zwar nicht. Aber der berühmte Dichter reiht sich damit in eine Jahrhunderte alte Reihe ein. Er wurde erwischt vom LottoFieber. Goethe packte es ebenso: Er hoffte auf ein Gut in Schlesien.
Bis heute träumen Millionen vom Jackpot. Immerhin: Im vergangenen Jahr knackten ihn 105 Deutsche.
2005 gewann Vesna Vekic. „Ich konnte es gar nicht fassen“, sagt sie. Sie sei aus allen Wolken gefallen, als sie bei der Süddeutschen Klassenlotterie fünf Millionen Euro absahnte. Sie und ihr Mann erfüllten sich einen ihrer größten Träume – sie bauten sich eine Villa im ToskanaStil.
In der TV-Doku „Mythos Lotto – Hoffen auf das große Glück“(heute um 20.15 Uhr bei ZDFinfo) trinkt die Lotto-Gewinnerin glücklich Champagner und auch andere schildern, was die Faszination für „6 aus 49“ausmacht. Auch wenn sie wissen, dass die Chancen, den Jackpot zu knacken, recht mau sind.
Einer der ewigen Träumer ist Hans-Jost Knauf aus Schwalmstadt-Niedergrenzebach. Seit 48 Jahren spielt er Lotto. Jeden Freitag gibt er seinen Schein ab und setzt immer auf die gleichen Zahlen. Das große Glück erlebte er noch nicht, aber er glaube daran, sagt er lächelnd. Ebenso die Gemeinde in Blumberg im Schwarzwald: Seit 17 Jahren spielen der Bürgermeister und fast alle Gemeinderatsmitglieder, um die Stadtkasse aufzubessern. Ihr großes Ziel: Mit dem Gewinn ein Bildungszentrum zu errichten. Den Titel als Ober-Pechvogel kriegt er: Costis Mitsotakis. 2011 gewann das spanische Dorf Sodeto in der Weihnachtslotterie.
Alle 108 Dorfbewohner hatten ein Los und wurden Millionäre – bis auf ihn. Costis Mitsotakis hatte als Einziger keins gekauft. Er machte das Beste draus und filmte das Leben in seinem Dorf, das sich seither verändert hat. So kam er auch auf seine Kosten.
Und daher sehe auch er sich als Glückspilz, sagte er jüngst.