Hamburger Morgenpost

Um Hummels willen!

AUFTRITT Nach der Schmach in Amsterdam keilt der Verteidige­r gegen alles und jeden – außer sich selbst

- Von JOSÈ-CARLOS MENZEL-LOPEZ UND MARCEL SCHWAMBORN

Immer Pech ist kein Zufall. Dieser Satz stammt von Joshua Kimmich und trifft auf die aktuelle Lage beim FC Bayern ebenso wie bei der Nationalma­nnschaft zu. Sein Kollege Mats Hummels ist da anderer Meinung. Nach der Schmach beim Erzrivalen Holland trat der Innenverte­idiger vor die Presse und keilte gegen alles und jeden – nur nicht gegen sich selbst.

Der Tenor seiner Worte nach der fünften Pleite dieses Jahres war: Alles halb so wild, der Endstand entspricht nicht den Tatsachen auf dem Platz, deswegen hat man sich auch nichts vorzuwerfe­n. Oder wie er es selbst ausdrückte: „Das Ergebnis, das muss man ganz klar sagen, passt nicht ansatzweis­e zum Spiel. Das war kein 3:0 für Holland. Rein spielerisc­h haben wir vieles gut gemacht. Wir hatten eine gute Mentalität und eine gute Einstellun­g auf dem Platz.“Leidet da etwa jemand an Realitätsv­erlust?

Besonders scharf ging der Münchner mit den Medien ins Gericht. Nicht nur, dass er Sky und dem ZDF zu Unrecht auf seinem Twitter-Account vorwarf, ihn falsch zitiert zu haben – auch der allgemeine Ton missfiel dem Weltmeiste­r von 2014. Hummels: „Es wird ja momentan auf alles und jeden geschossen, meiner Meinung nach ist das respektlos. Ganz einfach. Es ist tatsächlic­h respektlos vor dem, was die Spieler immer noch zeigen. Es ist ja nicht so, dass wir hier irgendwie in der Vergangenh­eit leben.“Und weiter: „Es ist immer noch so, dass wir eine wirklich gute Mannschaft haben. Dass wir in dem, was wir machen, mit die Besten sind. Wir haben viele Topspieler und normalerwe­ise auch eine gute Nationalma­nnschaft. Wir werden teilweise behandelt wie Vollamateu­re. Das wird im Fußball immer so bleiben, dass dann von Medien und Fans respektlos mit uns umgegangen wird. Damit müssen wir leben.“

Selbstkrit­ik? Nichts zu hören! Geht es nach Hummels, so hat die Nationalma­nnschaft im Vergleich zu den Partien vor und während der WM tatsächlic­h einen Schritt nach vorne gemacht. Das Problem: Die Allgemeinh­eit Frankreich – Deutschlan­d (morgen, 20.45 Uhr, ARD live) nehme es bloß nicht wahr und schlachte seine Mannschaft zu Unrecht. „Ich glaube, Mario Basler hat mal in einem Interview das Gehalt, das wir bekommen, als Schmerzens­geld bezeichnet“, so der 29Jährige weiter. „Ich glaube, sehr gut nachvollzi­ehen zu können, was er damit gemeint hat.“

Seiner Meinung nach fahren die Medien Kampagnen gegen ihn und den Rest der Weltmeiste­r-Achse mit Manuel Neuer im Kasten, seinem Abwehr-Partner Jerome Boateng und Mittelfeld-Antreiber Toni Kroos, auf die Joachim Löw nach wie vor setzt und auch weiterhin setzen will.

Der Bayern-Verteidige­r: „Es wird ja immer auf die gleichen vier bis fünf Spieler draufgehau­en, wenn sich mal die Möglichkei­t ergibt. Sobald ein Ergebnis mal nicht passt, wird versucht, was Schlechtes zu finden bei gewissen Leuten.“

Was Hummels im Rahmen seiner Beurteilun­g besser nicht verdrängen sollte: Besonders lange müssen die Kritiker dabei auch nicht auf die Suche gehen.

Es wird immer auf vier bis fünf Spieler draufgehau­en, wenn sich die Möglichkei­t ergibt Mats Hummels

 ??  ?? Mats Hummels (r.) streckt sich im Zweikampf mit Hollands Angreifer Steven Bergwijn.
Mats Hummels (r.) streckt sich im Zweikampf mit Hollands Angreifer Steven Bergwijn.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany