Um Hummels willen!
AUFTRITT Nach der Schmach in Amsterdam keilt der Verteidiger gegen alles und jeden – außer sich selbst
Immer Pech ist kein Zufall. Dieser Satz stammt von Joshua Kimmich und trifft auf die aktuelle Lage beim FC Bayern ebenso wie bei der Nationalmannschaft zu. Sein Kollege Mats Hummels ist da anderer Meinung. Nach der Schmach beim Erzrivalen Holland trat der Innenverteidiger vor die Presse und keilte gegen alles und jeden – nur nicht gegen sich selbst.
Der Tenor seiner Worte nach der fünften Pleite dieses Jahres war: Alles halb so wild, der Endstand entspricht nicht den Tatsachen auf dem Platz, deswegen hat man sich auch nichts vorzuwerfen. Oder wie er es selbst ausdrückte: „Das Ergebnis, das muss man ganz klar sagen, passt nicht ansatzweise zum Spiel. Das war kein 3:0 für Holland. Rein spielerisch haben wir vieles gut gemacht. Wir hatten eine gute Mentalität und eine gute Einstellung auf dem Platz.“Leidet da etwa jemand an Realitätsverlust?
Besonders scharf ging der Münchner mit den Medien ins Gericht. Nicht nur, dass er Sky und dem ZDF zu Unrecht auf seinem Twitter-Account vorwarf, ihn falsch zitiert zu haben – auch der allgemeine Ton missfiel dem Weltmeister von 2014. Hummels: „Es wird ja momentan auf alles und jeden geschossen, meiner Meinung nach ist das respektlos. Ganz einfach. Es ist tatsächlich respektlos vor dem, was die Spieler immer noch zeigen. Es ist ja nicht so, dass wir hier irgendwie in der Vergangenheit leben.“Und weiter: „Es ist immer noch so, dass wir eine wirklich gute Mannschaft haben. Dass wir in dem, was wir machen, mit die Besten sind. Wir haben viele Topspieler und normalerweise auch eine gute Nationalmannschaft. Wir werden teilweise behandelt wie Vollamateure. Das wird im Fußball immer so bleiben, dass dann von Medien und Fans respektlos mit uns umgegangen wird. Damit müssen wir leben.“
Selbstkritik? Nichts zu hören! Geht es nach Hummels, so hat die Nationalmannschaft im Vergleich zu den Partien vor und während der WM tatsächlich einen Schritt nach vorne gemacht. Das Problem: Die Allgemeinheit Frankreich – Deutschland (morgen, 20.45 Uhr, ARD live) nehme es bloß nicht wahr und schlachte seine Mannschaft zu Unrecht. „Ich glaube, Mario Basler hat mal in einem Interview das Gehalt, das wir bekommen, als Schmerzensgeld bezeichnet“, so der 29Jährige weiter. „Ich glaube, sehr gut nachvollziehen zu können, was er damit gemeint hat.“
Seiner Meinung nach fahren die Medien Kampagnen gegen ihn und den Rest der Weltmeister-Achse mit Manuel Neuer im Kasten, seinem Abwehr-Partner Jerome Boateng und Mittelfeld-Antreiber Toni Kroos, auf die Joachim Löw nach wie vor setzt und auch weiterhin setzen will.
Der Bayern-Verteidiger: „Es wird ja immer auf die gleichen vier bis fünf Spieler draufgehauen, wenn sich mal die Möglichkeit ergibt. Sobald ein Ergebnis mal nicht passt, wird versucht, was Schlechtes zu finden bei gewissen Leuten.“
Was Hummels im Rahmen seiner Beurteilung besser nicht verdrängen sollte: Besonders lange müssen die Kritiker dabei auch nicht auf die Suche gehen.
Es wird immer auf vier bis fünf Spieler draufgehauen, wenn sich die Möglichkeit ergibt Mats Hummels