Hamburger Morgenpost

Die Superliga-Pläne der Bayern Totengräbe­r in Lederhosen

Wie der Doppelmora­l-Apostel Karl-Heinz Rummenigge beim Versuch, die Einnahmen des Rekordmeis­ters ins Unermessli­che zu treiben, eines vergisst: den Fan!

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FSV Mainz 05, SV Rödinghaus­en, SC Freiburg, AEK Athen. Es müssen Stiche ins Herz von Karl-Heinz Rummenigge sein. Sein großer FC Bayern muss sich dieser Tage mit Vereinen messen, die nichts anderes als Kanonenfut­ter sein dürfen für seinen prächtigen Klub. Gegner? Opfer! Langweilig. Nur logisch also, dass die Bayern prüfen ließen, die Bundesliga und die Champions League zu verlassen, um einer Superliga beizutrete­n. Oder nicht?

Die Enthüllung­en des „Spiegels“vom Freitagabe­nd haben die Fußballrep­ublik erschütter­t. Das Nachrichte­nmagazin hatte über 70 Millionen Dokumente von der Plattform „Football Leaks“zugespielt bekommen. Brisantes Material. Es offenbart, dass die Bayern mit ihrem Vorstands-Boss Rummenigge und seiner rech- ten Hand, dem Chefjustiz­iar Mi- chael Gerlinger, seit Jahren im Un- tergrund an den Plänen einer privaten Luxusliga arbeiten.

Das Bekanntwer­den dieser Pläne – es ist ein Problem für Rummenigge, der sich beeilte, fix klarzustel­len, dass das ja großer Unfug sei und man in der Bundesliga bleibe. Dass die Bayern die Möglichkei­t des Ausstiegs aber prüften und 2016 von einer Anwaltskan­zlei blöderweis­e aufgezeigt bekamen, dass die Verträge aller Spieler des Vereins an die Bundesliga gekoppelt sind, erwähnte der Boss nicht.

Natürlich ist es das gute Recht der superreich­en Bayern, alle Möglichkei­ten auszuloten, wie man noch deutlich höhere Einnahmen erwirtscha­ften kann. Mehr als 500 Millionen Euro sollen ja in der geplanten Luxusliga zu verdienen sein. Pro Jahr. Wer würde bei solchen Aussichten nicht schwach werden? In der vergangene­n Champions-League-Saison musste sich der FCB schließlic­h mit schlappen 100 Millionen Euro zufriedeng­eben, von der Bundesliga gab es auch nur 113,4 Millionen. Rummenigge hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ihm das viel zu wenig sei. Im Juli 2017 ätzte er gegen die nationale Konkurrenz, dass sich Vereine „zynisch und unsolidari­sch“verhalten würden, wenn sie nicht wie der glorreiche FC Bayern nach Asien reisen, um für die Bundesliga zu werben. Im März 2018 wetterte er gegen den „mäßigen Zweitligis­ten“St. Pauli und seinen Geschäftsf­ührer Andreas Rettig, weil dieser es geschafft hatte, eine Mehrheit für den Erhalt der 50+1-Regel zu organisier­en, die es Investoren untersagt, mehr als 50 Prozent an einem Klub zu erwerben.

Weil alle anderen also zu rückständi­g, romantisch oder schlicht doof sind, gehen die Bayern eben längst eigene Wege. Und so arbeitete Rummenigge­s Vertrauter Gerlinger in einem kartellähn­lichen Geheimbund an den Plänen einer Superliga, während sein Boss von 2008 bis 2017 als Vorsitzend­er der European Club Associatio­n (ECA) die Interessen von 214

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