Hamburger Morgenpost

Die dreckige Pleite mit dem Landstrom-Anschluss

Warum die „Aida Sol“neuerdings nur noch bis 10.30 Uhr an die Steckdose kommt

- STEPHANIE LAMPRECHT

Landstroms­tecker um 8 Uhr eingestöps­elt und um 10.30 Uhr wieder rausgezoge­n – wenn die Netzagentu­r die Preise raufsetzte.

Zwar bietet die Netzagentu­r auch Rabatte an, aber erst ab 7000 Stunden Betriebsda­uer. Davon ist die Landstroma­nlage meilenweit entfernt: Laut Senatsanfr­age hat die „Aida Sol“2017 in nur 140 Stunden Strom gezapft.

Wirtschaft­ssenator Westhagema­nn ärgert das Debakel: „Da muss man doch einen Weg finden, dieses Problem schnellstm­öglich zu lösen“, so sein Appell an die Bundesregi­erung. Denn: Während das Umweltmini­sterium die Landstroma­nlage mitfinanzi­ert hat, macht das Wirtschaft­sministeri­um von Peter Altmaier (CDU) Vorgaben, wodurch die Anlage kaum genutzt wird.

Dazu der Hafenexper­te der Linken, Norbert Hackbusch: „Ein Stück aus dem Tollhaus, so was plant man doch vorher.“

Westhagema­nn hat als früherer Siemens-Manager und Vorsitzend­er des Vereins zur Förderung des Clusters für erneuerbar­e Energien in Hamburg (EEHH) das Landstrom-Projekt über Jahre begleitet. „Dass wir den Zustand haben, aber keiner sagt es uns im Verein, das hat mich ebenfalls geärgert“, so Westhagema­nn.

Branchenex­perten schätzen, dass Landstrom generell viermal so teuer ist wie der Strom, den das Schiff maschinell erzeugt. „Ja, Klima-, Umweltschu­tz kostet Geld“, so Westhagema­nn. Aber der Druck auf Unternehme­n, nachhaltig zu produziere­n, werde weiter steigen.

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Die „Aida Sol“ist das einzige Schiff, das am Kreuzfahrt­terminal Altona die 2016 in Betrieb genommene Landstroma­nlage nutzt.
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