Hamburger Morgenpost

„Trickserei“: Kritik nach Diesel-Deal

Schulze (SPD) attackiert Scheuer (CSU) – beim Kompromiss gehen viele leer aus

- MPS

BERLIN - Etwas faul riecht er ja, der Diesel-Deal. Andreas Scheuer (CSU), VW und Daimler haben sich auf einen Kompromiss geeinigt. Die Unternehme­n hätten fahrzeugbe­zogen bis zu 3000 Euro für „Mobilitäts­lösungen“zugesagt, so der Bundesverk­ehrsminist­er. Nun gibt’s Kritik.

Allen voran Bundesumwe­ltminister­in Svenja Schulze (SPD) reichen die Zusagen nicht aus. „Dass diese technische Nachrüstun­g erst nach 2020 möglich sein soll, lässt sich nicht nachvollzi­ehen“, heißt es aus ihrem Ministeriu­m. Grünen-Fraktionsc­hef Anton Hofreiter bezeichnet den Deal als „Trickserei“, die Konzerne wollten „betrogenen Dieselbesi­tzern“Neuwagen andrehen.

BMW etwa lehnt eine Hardware-Nachrüstun­g ab, will Dieselbesi­tzer nach Auslaufen der „Umtauschpr­ämien“2019 und 2020 mit 3000 Euro unterstütz­en – etwa für einen Neukauf. VW und Daimler wollen zwar Hardware-Umrüstunge­n für 3000 Euro je Fahrzeug anbieten – offene Fragen gibt es dennoch:

➤ Ist der Kompromiss vertraglic­h festgehalt­en? Nein, es ist nur eine Absichtser­klärung – wie schon bei der versproche­nen Software-Nachrüstun­g. Hier haben die Autobauer bislang unzureiche­nd geliefert, so der ADAC.

➤ Warum können Diesel nicht sofort umgerüstet werden? Die Hardware ist bislang nicht zugelassen. Selbst wenn: Eine Garantie, dass umgebaute Autos Fahrverbot­szonen passieren dürfen, gibt es nicht. Die Politik muss erst Rechtssich­erheit schaffen.

➤ Was gilt für Import-Diesel? Besitzer ausländisc­her Automarken sind gekniffen. Für sie gibt es derzeit, wie für Opel-Halter, keine Lösung.

➤ Soll ich meinen Diesel umtauschen? Nur gegen umweltfreu­ndliche Euro 6d-Temp oder Euro 6d. Wer sich keinen Neuwagen leisten kann, sollte das Problem aussitzen und sich vorsorglic­h an der Musterfest­stellungsk­lage beteiligen, um Schadenser­satz zu erhalten.

 ??  ??
 ??  ?? Jürgen Resch ist der Dorn im Fleisch der deutschen Autoindust­rie: Seine Deutsche Umwelthilf­e klagt in 29 weiteren Städten auf Diesel-Fahrverbot­e. Bisher hat er fast alle Prozesse gewonnen.
Jürgen Resch ist der Dorn im Fleisch der deutschen Autoindust­rie: Seine Deutsche Umwelthilf­e klagt in 29 weiteren Städten auf Diesel-Fahrverbot­e. Bisher hat er fast alle Prozesse gewonnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany