27 Euro pro Quadratmeter: Mieten-Irrsinn in Eppendorf
Jahrhundertealte Gebäude mussten trotz Protestaktionen Neubau weichen – dort haben nun Normalbürger keine Chance.
„Moderne 3-Zimmer-Dachgeschosswohnung mit Terrasse in Hamburg-Eppendorf“steht über der Immobilienanzeige. So weit, so normal. Wenn da nicht der Preis wäre: 134,92 Quadratmeter für 3648,84 Euro Kaltmiete! Aufgerufen wird der Wahnsinnspreis von 27 Euro kalt pro Quadratmeter am Eppendorfer Markt – in dem Luxusneubau, für den das letzte dörfliche Ensemble Eppendorfs plattgemacht wurde.
230 Jahre lang hatte das historische Brauhaus am Eppendorfer Markt gestanden, beherbergte in seinen letzten Jahrzehnten das italienische Restaurant „Tre Castagne“, benannt nach den drei alten Kastanien vor der Tür.
Zusammen mit kleinen Handwerkshäusern drum herum bildete das Fachwerkhaus den allerletzten Rest des historischen Dorfes Eppendorf. „An dieser Ecke konnte man die ganze Baugeschichte Eppendorfs ablesen“, sagt Marthe Friedrichs von der Bürger-Ini „Wir sind Eppendorf “. „Alle Phasen, vom Fachwerk bis zum Jugendstil.“
Jetzt erhebt sich an der Eppendorfer Landstraße ein Luxusneubau mit moderner Gelbklinkerfassade und bodentiefen Fenstern. Ab Januar 2019 sollen die superteuren Wohnungen bezugsfertig sein, darunter sollen zahlreiche „Mikroapartments“sein, die nicht an den Mietenspiegel gebunden und von der Mietpreisbremse ausgeschlossen sind – ein Traum für Investoren.
Jahrelang hatten die Bürger für den Erhalt gekämpft (Slogan: „Lasst das Dorf in Eppendorf!“), bis im März 2015 die Bagger anrückten – und auch die alten Bäume abgesägt wurden.
Danach herrschte erst mal Stillstand. Wo das Brauhaus gestanden hatte, klaffte jahrelang eine Baulücke. Grund: Der Investor hatte auch das angrenzende Grundstück gekauft und plante nun ein entsprechend größeres Gebäude.
„Es ist jammerschade, dass die alten Kastanien und die letzten dörflichen Reste des historischen Eppendorfs einem Bau weichen mussten, der den Hamburger Wohnungsmarkt nicht im Geringsten entlasten wird“, klagt Marthe Friedrichs.
Nicht nur ist die Wohnung extrem teuer, mit gerade einmal drei Zimmern ist sie trotz ihrer Größe nicht mal für Familien mit mehreren Kindern geeignet.
Auch Karin Haas, Abgeordnete der Linken in der Bezirksversammlung Nord, ist entsetzt über die Miete, die hier aufgerufen wird: „Eine solche verfehlte Wohnungsbaupolitik treibt die Mieten weiter nach oben.“