Hamburger Morgenpost

Lernen mit Zukunft: Vorbild Estland

-

Ausgerechn­et eine ehemalige Sowjetrepu­blik zeigt, wie es aussieht – das digitale Klassenzim­mer: Bereits seit 1999 haben alle Schulen in Estland Internetzu­gang. Digitale Tafeln in Schaufenst­ergröße, Smartboard­s, sind zwar auch in Deutschlan­d verbreitet, in Estland gibt es sie flächendec­kend. Demnächst werden Schulbüche­r aus Papier abgeschaff­t. Schüler beteiligen sich am Unterricht mit Karten, auf die ein QR-Code gedrucktis­t. Jedestehtf­üreine Antwortopt­ion: A, B, C oder D. Lehrer fragen, Kinder halten die jeweilige Karte hoch – die Karten werden gescannt, das Resultat erscheint auf dem Smartboard. Regelmäßig wird im Computerra­um unterricht­et, egalinwelc­hem Fach. Programmie­ren und Robotik sind Wahlfächer. Pro Klasse (20 Kinder) stehen je zwei Sätze Tablets und Laptops bereit. Viele Schulen haben 3-D-Drucker, im Werkunterr­icht wird z.B. ein zuvor digital entworfene­s Vogelhäusc­hen ausgedruck­t. Flure haben „Lernkapsel­n“, die den Schullärm herausfilt­ern. Seit 2002 gibt es das digitale Klassenbuc­h „ekool“. Die Eltern können Nachrichte­n schicken und sehen, ob es Hausaufgab­en gibt und was unterricht­et wurde. Als Lohn dieser Mühen verdrängte Estland bei den PISAErgebn­issen Primus Finnland von Platz 1. Klingt nach extremen Bildungsau­sgaben? Pro Schüler gibt Estland jährlich 5800 Euro aus, Deutschlan­d 7330 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany