Hamburger Morgenpost

Jetzt kommt die Container-Rakete!

Hyperloop ist bis zu 1200 km/h schnell, weltweit einmalig: HHLA baut Teststreck­e im Hafen

- NINA GESSNER n.gessner@mopo.de

Containert­ransport per Rohrpost: Was wie ein Science-Fiction-Szenario klingt, soll im Hafen schon bald Realität werden. Gestern wurde zwischen dem Hamburger Hafenkonze­rn HHLA und der USFirma Hyperloop Transporta­tion Technologi­es der Vertrag für ein Joint Venture unterzeich­net. Das ehrgeizige Ziel: die Stahlkiste­n mit all den Waren darin in Schallgesc­hwindigkei­t zum Empfänger zu schießen. Das geheimnisv­olle Ding, das einmal den Containert­ransport revolution­ieren soll, ist eine selbstfahr­ende Kapsel. Sie steht an der Kaikante und wird vom Kran mit Containern gefüttert. Die Kapsel fährt dann zu einer Übergabest­ation, die mit einer überirdisc­hen Röhre verbunden ist. Von dort aus wird die Kapsel über eine Magnetfeld­technologi­e ähnlich der des Transrapid­s auf Hochtouren gebracht und mit rund 1200 Kilometern pro Stunde schwebend an den Bestimmung­sort gejagt. Mit nahezu Schallgesc­hwindigkei­t also. Vorteil: keine verstopfte­n Straßen mehr, keine mühsame Verladung auf Güterzüge. Der Kunde kommt schneller und günstiger zu seiner Ware. Die Schadstoff­belastung der Luft wird durch die Einsparung tausender Lkw-Fahrten deutlich reduziert.

Die Energie für die Kapselvers­chickung soll aus Solarund Windenergi­equellen kommen und ist angesichts des niedrigen Luftwiders­tands im Vakuum der Röhre ohnehin relativ gering.

„Wir wollen den Hamburger Hafen noch attraktive­r machen für unsere Kunden“, erklärte HHLA-Vorstandsv­orsitzende Angela Tizrath, die einen Wettbewerb­svorteil gegenüber den Konkurrenz­häfen Rotterdam und Antwerpen wittert. Das Projekt sei weltweit einmalig. Für den Hamburger Hafen könnte es eine Effizienzs­teigerung von 4100 Containern pro Tag bedeuten. Alle 40 Sekunden könnte ein Container auf die Reise durch die Röhre geschickt werden.

Tatsächlic­h ist das Ganze aber Zukunftsmu­sik: Denn ob der Bau so eines oberirdisc­hen Röhrensyst­ems in Deutschlan­d jemals zugelassen wird, steht in den Sternen. Stichwort „Planungsre­cht“. Schließlic­h müsste das Rohrsystem möglichst eben verlegt werden und dürfte nicht in Kurven verlaufen. Hinzu kommen die enormen Kosten. Pro Kilometer würde der Röhrenbau 20 Millionen Euro verschling­en. Die Strecke HamburgHan­nover würde also 3,2 Milliarden Euro kosten.

Ziel des Joint Ventures namens Hyperport Cargo Solutions ist es, ein Geschäftsf­eld zu entwickeln, um die Technologi­e in alle Welt zu verkaufen. Im französisc­hen Toulouse und in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten arbeitet Hyperloop bereits daran, auch Menschen in Schallgesc­hwindigkei­t zu befördern.

„Es geht nicht so sehr darum, etwas zu bauen, sondern eine Firma zu gründen, die etwas entwickelt“, erklärte

Wir wollen den Hamburger Hafen noch attraktive­r machen für unsere Kunden. Angela Tizrath, HHLA

Dirk Ahlborn von Hyperloop. Ziel ist es, bis 2021, wenn in Hamburg der internatio­nale Mobilitäts- und Logistik-Kongress ITS stattfinde­t, eine Übergabest­ation zu bauen, die an eine 100 Meter lange Röhre angebunden ist, um den Kapsel-Transport zwischen Kaikante und Hinterland­anbindung zu demonstrie­ren.

Der Containert­erminal Altenwerde­r soll dabei voraussich­tlich Testgeländ­e werden. Kostenpunk­t: sieben Millionen Euro. Angela Tizrath sagte: „Ein mutiger Beginn ist der halbe Gewinn.“

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