Jetzt kommt die Container-Rakete!
Hyperloop ist bis zu 1200 km/h schnell, weltweit einmalig: HHLA baut Teststrecke im Hafen
Containertransport per Rohrpost: Was wie ein Science-Fiction-Szenario klingt, soll im Hafen schon bald Realität werden. Gestern wurde zwischen dem Hamburger Hafenkonzern HHLA und der USFirma Hyperloop Transportation Technologies der Vertrag für ein Joint Venture unterzeichnet. Das ehrgeizige Ziel: die Stahlkisten mit all den Waren darin in Schallgeschwindigkeit zum Empfänger zu schießen. Das geheimnisvolle Ding, das einmal den Containertransport revolutionieren soll, ist eine selbstfahrende Kapsel. Sie steht an der Kaikante und wird vom Kran mit Containern gefüttert. Die Kapsel fährt dann zu einer Übergabestation, die mit einer überirdischen Röhre verbunden ist. Von dort aus wird die Kapsel über eine Magnetfeldtechnologie ähnlich der des Transrapids auf Hochtouren gebracht und mit rund 1200 Kilometern pro Stunde schwebend an den Bestimmungsort gejagt. Mit nahezu Schallgeschwindigkeit also. Vorteil: keine verstopften Straßen mehr, keine mühsame Verladung auf Güterzüge. Der Kunde kommt schneller und günstiger zu seiner Ware. Die Schadstoffbelastung der Luft wird durch die Einsparung tausender Lkw-Fahrten deutlich reduziert.
Die Energie für die Kapselverschickung soll aus Solarund Windenergiequellen kommen und ist angesichts des niedrigen Luftwiderstands im Vakuum der Röhre ohnehin relativ gering.
„Wir wollen den Hamburger Hafen noch attraktiver machen für unsere Kunden“, erklärte HHLA-Vorstandsvorsitzende Angela Tizrath, die einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenzhäfen Rotterdam und Antwerpen wittert. Das Projekt sei weltweit einmalig. Für den Hamburger Hafen könnte es eine Effizienzsteigerung von 4100 Containern pro Tag bedeuten. Alle 40 Sekunden könnte ein Container auf die Reise durch die Röhre geschickt werden.
Tatsächlich ist das Ganze aber Zukunftsmusik: Denn ob der Bau so eines oberirdischen Röhrensystems in Deutschland jemals zugelassen wird, steht in den Sternen. Stichwort „Planungsrecht“. Schließlich müsste das Rohrsystem möglichst eben verlegt werden und dürfte nicht in Kurven verlaufen. Hinzu kommen die enormen Kosten. Pro Kilometer würde der Röhrenbau 20 Millionen Euro verschlingen. Die Strecke HamburgHannover würde also 3,2 Milliarden Euro kosten.
Ziel des Joint Ventures namens Hyperport Cargo Solutions ist es, ein Geschäftsfeld zu entwickeln, um die Technologie in alle Welt zu verkaufen. Im französischen Toulouse und in den Vereinigten Arabischen Emiraten arbeitet Hyperloop bereits daran, auch Menschen in Schallgeschwindigkeit zu befördern.
„Es geht nicht so sehr darum, etwas zu bauen, sondern eine Firma zu gründen, die etwas entwickelt“, erklärte
Wir wollen den Hamburger Hafen noch attraktiver machen für unsere Kunden. Angela Tizrath, HHLA
Dirk Ahlborn von Hyperloop. Ziel ist es, bis 2021, wenn in Hamburg der internationale Mobilitäts- und Logistik-Kongress ITS stattfindet, eine Übergabestation zu bauen, die an eine 100 Meter lange Röhre angebunden ist, um den Kapsel-Transport zwischen Kaikante und Hinterlandanbindung zu demonstrieren.
Der Containerterminal Altenwerder soll dabei voraussichtlich Testgelände werden. Kostenpunkt: sieben Millionen Euro. Angela Tizrath sagte: „Ein mutiger Beginn ist der halbe Gewinn.“