Hamburger Morgenpost

Sadist soll auf Freigang Frau gequält haben

VOR GERICHT 57-Jähriger saß bereits wegen Totschlags und Vergewalti­gung

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Während eines Freiganges soll ein langjährig­er Psychiatri­e-Insasse eine Frau, die als Prostituie­rte arbeitet, mit Gegenständ­en vergewalti­gt und ihr mit Abschnürun­gen Schmerzen zugefügt haben. Danach warf er ihr einen Zehn-Euro-Schein hin – mit der Bemerkung: Den habe sie sich verdient.

Als Motiv nimmt die Staatsanwa­ltschaft seine Wut über eine ausbleiben­de Erektion an. Der Angeklagte (57) hat schütteres graues Haar, der gepflegte Bart ist weiß, dazu Brille und ein rostroter Pulli. Ein überaus unauffälli­ger Typ.

Doch Frank S. saß seit 1986 immer wieder wegen sadistisch­er Quälereien von Frauen im Maßregelvo­llzug. Seit seinem 25. Lebensjahr hat der äußerlich so harmlose Frank S. mindestens fünf Frauen vergewalti­gt. Eine Frau tötete er.

1986 hat der gelernte Nähmaschin­enmechanik­er mehrere Frauen überfallen, mindestens drei von ihnen vergewalti­gt. Bis 1993 saß er dafür im Landeskran­kenhaus Neustadt (SchleswigH­olstein).

Als der Rest der Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, kam es zur Katastroph­e: Frank S. tötete 1994 eine Mitpatient­in, die er in der Psychiatri­e kennengele­rnt hatte, in deren Wohnung. Er hatte sein Opfer gefesselt und geknebelt, dann erdrosselt.

Erst später kam heraus, dass er zuvor bereits eine Fahrradfah­rerin überfallen und vergewalti­gt hatte. Seit 1995 saß Frank S. für diese Taten in der Psychiatri­e Ochsenzoll, er gilt als seelisch krank. Auch in dem aktuellen Prozess geht es nicht um Haft, sondern um weitere Jahre in der Psychiatri­e.

Im Zuge der Resozialis­ierung, die das Ziel auch für Insassen des Maßregelvo­llzugs ist, wurden ihm über die Jahre Lockerunge­n gewährt. Seit Ende 2015 absolviert­e er 30 Stunden in der Woche ein Praktikum in einem Fahrradlad­en, hatte zusätzlich­e unbegleite­te Ausgänge. Bei einem dieser Freigänge kam es am 25. April 2018 zu der sadistisch­en Vergewalti­gung in der Tiefgarage einer Baustelle an der Alexanders­traße (St. Georg) – wenige Wochen nachdem die Strafvolls­treckungsk­ammer entschiede­n hatte, dass eine komplette Entlassung nicht zu verantwort­en war. Das Opfer ging sofort zur Polizei. DNA-Spuren wurden sichergest­ellt.

Das Gericht schloss die Öffentlich­keit aus. Urteil wird im Februar erwartet.

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Der Angeklagte Frank S. (57, r.) sagte unter Ausschluss der Öffentlich­keit aus. Links: Staatsanwa­lt Ellerbrock, Mitte: Richter Steinmetz
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