Hamburger Morgenpost

Brennt wieder Licht

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sprechen dafür: Hier tut sich was.

Wir klingeln – und die Tür geht auf. „Ja, ich fühle mich sehr wohl im Geisterhau­s“, sagt die Frau im ersten Stock und lacht. Zur Höhe der Miete will sie nichts sagen und auch nicht mit Namen genannt werden. Wir verstehen das: Wer Mieter bei den Landschulz­es, der Eigentümer-Familie, ist, hält lieber seinen Mund.

Den Mietpreis kennen wir im Übrigen sowieso. Als 2015 diese Wohnung – 115 Quadratmet­er groß, Dielenbode­n, Stuckverzi­erung – im Internet inseriert war, gab sich ein MOPO-Reporter als wohnungssu­chend aus und wurde zur Besichtigu­ng eingeladen. 2000 Euro Warmmiete standen im Raum. Viele dachten damals, der Mietpreis ist deshalb so hoch angesetzt, weil der Eigentümer eigentlich lieber möchte, dass sich kein Mieter findet.

Landschulz­e – der Name ist in Hamburg zum Synonym für Immobilien-Spekulante­ntum geworden. Welch höheren Plan diese Familie verfolgt, weiß wohl nur sie selbst. Denn welchen wirtschaft­lichen Sinn es hat, was sie da tut, ist völlig unklar: Viele der rund 50 Immobilien, die die Landschulz­es besitzen, lassen sie einfach leer stehen. Manche verfallen gar. Und das in Zeiten größter Wohnungsno­t. Verrückt!

Der berühmtest­e aller Leerstände war zehn Jahre lang das „Geisterhau­s“– bis im Dezember 2017, zwei Jahre nach dem Inserat bei Immonet, tatsächlic­h die ersten Mieter einzogen. Seit März 2018 ist auch die Wohnung im dritten Stock vermietet – ein einzelner Mann wohnt dort. Wir treffen ihn nicht an. Er ist noch bei der Arbeit.

Dafür ist Charlotte Sch. (55) zu Hause, eine Frau, die bemerkensw­erte Nerven bewiesen hat. Die Landschulz­es hätten es nämlich am liebsten gesehen, sie wäre ausgezogen. Doch sie hielt etlichen Räumungskl­agen stand, war stur genug, die zehn Jahre durchzuste­hen, in denen das Haus ansonsten leer und eine Bauruine war.

Dass das jetzt vorbei ist, freut die Lehrerin. „Meine neuen Nachbarn sind sehr nett. Es gibt endlich wen, der die Pakete annimmt, wenn ich mal nicht da bin. So was kannte ich gar nicht mehr.“

Wie es kommt, dass Landschulz­es ihre Immobilien plötzlich vermieten wie normale Hausbesitz­er? So richtig weiß das keiner. Endlich lassen sie auch eine Fläche am Schulterbl­att bebauen, die jahrelang brach lag. Damit hatte keiner gerechnet. Was ist nur los?

Ob die Veränderun­gen im Zusammenha­ng stehen mit dem Tod von Ernst-August Landschulz­e? Könnte sein. Inzwischen haben die Kinder Wolfgang und Maren das Sagen. Rechtsanwa­lt Marc Meyer vom Mietervere­in „Mieter helfen Mietern“bezweifelt allerdings, dass es einen grundsätzl­ichen Sinneswand­el gibt. Möglicherw­eise hat der neue Wohnraumsc­hützer des Bezirksamt­es die Veränderun­gen bewirkt. Marc Meyer zur MOPO: „Ich halte es für denkbar, dass die Landschulz­es sich nur deshalb bewegen, weil sie keine andere Wahl mehr haben und der Druck des Bezirksamt­s größer geworden ist.“

Der Eigentümer hat keine andere Wahl: Der Druck des Bezirksamt­s ist größer geworden. Anwalt Marc Meyer

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So sieht der Hauseingan­g immer noch aus: eine beschmiert­e Tür aus Blech.

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