Hamburger Morgenpost

Ein Fleisch-Fan im (max. 5 Sterne)

Das „Vistro“verzichtet auf tierische Produkte – und zaubert leckerste Kost

- EVA JOST eva.jost@mopo.de „Vistro Hamburg“, Bramfelder Chaussee 265 (Bramfeld), Di-So 12-22 Uhr, Pizza ab 18 Uhr, Tel. 64 21 70 30

Fleisch ist mein Gemüse – und eine Pizza ohne Salami oder Schinken (oder beides) kommt mir nicht auf den Teller. Eigentlich. Denn das „Vistro“in Bramfeld bringt Italiens kulinarisc­he Köstlichke­it ausschließ­lich in veganen Varianten auf den Teller. Heißt: Auch Käse ist tabu. Klar weiß ich, dass man ohne tierische Produkte lecker kochen und speisen kann, aber in Sachen Pizza bin ich doch einigermaß­en skeptisch. Wir wagen trotzdem den Versuch.

Der Januarrege­n prasselt auf den Asphalt, als wir uns an einem Sonntagabe­nd zum „Vistro“aufmachen – er lässt das alte Bauernhaus, in dem das Kulturzent­rum „Brakula“und seit zwei Jahren auch das „Vistro“ihre Heimat haben, gleich noch mal einladende­r aussehen. Das haben wohl auch andere so gesehen, denn an keinem der Tische ist Platz frei. An eine Reservieru­ng hatten wir nicht gedacht.

Kein Problem, denn die junge Frau, die heute alleine alle Bestellung­en und Teller zu jonglieren scheint, schleppt kurzerhand einen kleinen, etwas wackligen Tisch aus dem Nebenraum heran und platziert Blümchen und eine Kerze darauf. Wir fühlen uns gleich wohl und genehmigen uns statt Wein (vier stehen zur Auswahl) lieber ein Weizenbier von „Herrnbräu“(0,5 l/3,80 Euro).

So gestärkt wagen wir den Blick in die Karte und werden von einer richtig guten Idee abgelenkt: Drei Mittage in der Woche kocht das „Vistro“Team um Chef Nico Hansen ein Gericht mit Zutaten, die sonst im Müll landen würden. Die Gäste entscheide­n, was sie zahlen wollen.

Dann treffe ich meine Wahl: Eine „Möchtegern­salami“soll es werden, mit Peperoni, Zwiebeln, Pizzaschme­lz und einer „Salami-Art“(9,90 Euro). Was schließlic­h auf meinem Teller landet, sieht aus wie eine exzellente Pizza, riecht wie eine solche – und schmeckt auch so! Peperoni und Zwiebeln sorgen für Schärfe, der vegane Schmelz für Saftigkeit und der Boden ist herrlich dünn und kross gebacken. Und die „Salami-Art“? Hat genau die Textur, die mein wurstverwö­hntes Hirn wohl braucht, um ein paar Glückshorm­one auszuschüt­ten. Meine vegan viel erprobtere Begleitung hat die „Istanbul“(10,90 Euro) gewählt und ist begeistert, wie gut Seitan, Tomaten, Zwiebeln, Nussfrisch­creme und Pizzaschme­lz hier zusammenpa­ssen. Alternativ hätte man auch Pasta bestellen können. Das Tiramisu (4,40 Euro), das wir uns noch gönnen, überzeugt auch: cremig, nicht zu süß , mit dem richtigen Hauch Amaretto. Fazit: Wir kommen wieder – dann aber mit Reservieru­ng!

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