Stoppt das große Artensterben!
Jedes Jahr verschwinden Tausende Tier- und Pflanzenarten. Wenn wir die Katastrophe nicht abwenden, wird es auch für uns Menschen bald sehr ungemütlich auf der Erde
Wir erleben gerade das schlimmste Ma Aussterben seit dem Verschwinden der D saurier. Geht es ungebremst weiter, wir auch für uns Menschen auf der Erde bald u mütlich. Doch noch lässt sich die Katastrophe auf alten. Und wir alle können einen Beitrag dazu leisten.
Im vergangenen Jahr musste der altersschwache Sudan eingeschläfert werden. Und weil er das letzte Männchen seiner Art war, ist das Nördliche Breitmaulnashorn jetzt praktisch ausgestorben. Wieder eine Tierart weg!
Pro Jahr sterben Tausende, wahrscheinlich Zehntausende Tier- und Pf anzenarten aus. Wir erleben gerade das schlimmste Artensterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Schuld daran ist der Mensch: Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung, übertriebene Jagd, Vernichtung von Lebensraum, Einschleppen von Arten sind die Hauptgründe.
Weil 7,5 Milliarden Menschen immer mehr Ressourcen verbrauchen, überschreiten wir die Belastungsgrenzen der Natur. Ein schwedisches Forscherteam um den Agrarwissenschaftler Johan Rockström hat die „planetaren Belastungsgrenzen“untersucht und eine Art Öko-Katastrophen-Ranking erstellt. Der Klimawandel, den die Menschheit verzweifelt zu stoppen versucht, liegt dabei nur auf einem mittleren Platz. Denn noch viel schlimmer sieht es beim Thema Artensterben aus: Jeden Tag verschwinden Dutzende Arten – und das könnte schon bald Folgen haben, die jeder von uns zu spüren bekommt.
In Deutschland sterben zum Beispiel die Insekten. Die Zahl der „Bestäuber“, also Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere, nimmt dramatisch ab. Bei einer Untersuchung im Raum Krefeld stellten Forscher fest, dass sich die Zahl der Fluginsekten in dem Untersuchungsgebiet in drei Jahrzehnten um gut drei Viertel verringert hat! Sie sind aber wichtig für die Landwirtschaft: Die meisten Nahrungspf anzen, vom Apfel bis zum Raps, brauchen für einen hohen Ertrag die Hilfe von Insekten. Verschwinden sie, wird für uns alle irgendwann das Essen knapp. Und weil viele Vögel Insekten picken, gibt es heute nicht mal mehr halb so viele von ihnen wie vor ein paar Jahrzehnten.
Inzwischen ist, so das Bundesamt für Naturschutz, etwa ein Drittel unserer heimischen Tier- und Pf anzenarten vom Aussterben bedroht. Daran ändern auch einige schöne Erfolge nichts. Es gibt zwar wieder mehr Adler und Wölfe – aber die Artenvielfalt insgesamt nimmt trotzdem ab.
Dabei ist es die Vielfalt, die uns am Leben erhält. Atemluft, Trinkwasser, Nahrung oder Arzneimittel: Wenn nicht viele Tausend Arten in den Ökosystemen zusammenarbeiten würden, wäre die Erde nur ein toter Gesteinsbrocken.
Es hat übrigens schon fünf Mal in der Geschichte der Erde katastrophales Massenaussterben gegeben. Mal ausgelöst durch eine Serie von Vulkanausbrüchen, dann durch einen Klimawandel oder, wie bei den Dinosauriern, durch einen Asteroiden, der auf die Erde krachte. Jedes Mal sind mindestens 75 Prozent aller Arten in relativ kurzer Zeit verschwunden. Nun hat das sechste Massenaussterben begonnen – verursacht von uns Menschen. Natürlich sterben auch ohne menschlichen Einf uss Tiere und Pf anzen aus. Aber nicht so viele gleichzeitig. Das Tempo hat sich womöglich vertausendfacht, warnen die Forscher.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die Katastrophe lässt sich noch auf alten. Nachhaltige Landwirtschaft, Müllvermeidung, erneuerbare Energien – all das hilft, die Artenvielfalt zu erhalten. Jeder Einzelne kann dabei mithelfen. Beispiele: den Einkauf nicht mehr in Plastiktüten nach Hause tragen. Spritsparer statt SUV fahren. Weniger Fleisch essen. Die Verbraucher können eine Menge tun, um Politik und Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Höchste Zeit, denn während Sie diesen Artikel gelesen haben, sind wahrscheinlich schon wieder ein paar Arten ausgestorben.