Pyro-Problem: Rettig setzt auf Absprachen
Feuer „nicht zu verhindern“. Suche nach Kompromissen
In der Winterpause war Andreas Rettig überaus aktiv. Um Nähe zu den Kiezkickern zu dokumentieren, verbrachte er einige Tage im spanischen Trainingslager. Der Geschäftsführer des FC St. Pauli blickt aber auch ständig über den Tellerrand hinaus, packt oft unangenehme Themen an – wie das Abbrennen von Pyro-Technik. Ein Problem, das auch den Kiezklub betrifft.
In einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“bezog er klar Stellung: „Sie können Pyros nicht verhindern. Das ist ausgeschlossen. Das zeigt die Erfahrung. Selbst beim DFB-Pokalfinale, wo es höchste Sicherheitsstandards gibt, brennt es lichterloh. Andererseits sind über 1000 Grad heiße Pyros, die in einer Menschenmenge gezündet werden, nicht zu akzeptieren.“
Allerdings hält Rettig wenig von einem strikten Pyro-Verbot: „Wir müssen zu verlässlichen Absprachen kommen, wie wir es hinbekommen, unkontrolliertes Abbrennen zu verhindern. Beispielsweise, indem wir gesonderte Bereiche ausweisen oder es mit kalten Pyros versuchen, wie sie derzeit in Skandinavien entwickelt werden.“
Rettig steht für ein vernünftiges Miteinander, für Konversation und offene Worte. Doch wie die Handball-Ikone Stefan Kretzschmar bedauert es der 55-Jährige, dass ehrliche Meinung nicht immer gefragt ist: „Ich habe das ja auch bei mir beobachtet. Wenn du mal keine Mainstream-Meinung vertrittst, bekommst du von allen Seiten auf die Ohren. Dann überlegt man sich das beim nächsten Mal. Ich habe für mich entschieden, nicht mehr mit den Wölfen zu heulen. Dass ich das in jüngeren Jahren anders gehandhabt habe, will ich nicht verhehlen.“