Hamburger Morgenpost

Das letzte Ley-Haus wird abgerissen

WANDSBEK Berüchtigt­er Nazi-Führer Robert Ley schuf die Behelfshei­me für Bomben-Opfer

- THOMAS HIRSCHBIEg­EL t.hirschbieg­el@mopo.de

Das Dach ist löchrig und vermoost, die Tür aus den Angeln gehoben – das Häuschen Walddörfer­straße 249 (Wandsbek) steht vor dem Abriss. Mit ihm verschwind­et das wohl letzte „LeyHaus“Hamburgs. Benannt ist es nach einem der schlimmste­n Nazis. Der 1890 geborene Robert Ley war ein übler Antisemit und Trunkenbol­d. Im Suff schwadroni­erte der Chef der Deutschen Arbeitsfro­nt schon mal davon, dass Hitler allwissend sei und die Eroberung des Mondes und aller Planeten unmittelba­r bevorstehe. Im Mai 1945 geriet Ley in Berchtesga­den in US-Gefangensc­haft und erhängte sich wenig später mit seiner Unterwäsch­e in einem Nürnberger Gefängnis.

Aber was hat es nun mit den nach ihm benannten „Ley-Häusern“auf sich? Hitler hatte den Reichsleit­er, im Volksmund auch „Reichstrun­kenbold“genannt, zum „Reichskomm­issar für den Sozialen Wohnungsba­u“ernannt. Nach den schweren Bombenangr­iffen 1943 baute Ley das „Deutsche Wohnungshi­lfswerk“auf. Ziel war es, durch den Bau von einfachen Wohnunterk­ünften den Luftkriegs­opfern zu einem Dach über dem Kopf zu verhelfen.

Diese Unterkünft­e waren 20 Quadratmet­er groß und hatten zwei Räume mit einem Ofen, der auch als Herd diente. Im Eingang befand sich eine 60 Zentimeter tiefe Grube, die den Kühlschran­k ersetzen sollte. Hitler persönlich soll auf Details dieses „Reichseinh­eitstyps“Einfluss genommen haben. Eine Million solcher Häuser waren geplant, gebaut wurden bis Mitte 1946 höchstens 300 000.

Die Alliierten führten das Wohnungs-Notprogram­m auch nach dem Krieg eine Zeit lang weiter. Aus solchen Behelfs-Siedlungen sind später oft Kleingarte­n-Anlagen hervorgega­ngen.

An der Walddörfer­straße standen einmal sechs Häuschen. Fünf wurden schon vor geraumer Zeit abgerissen. Das sechste wurde bis vor Kurzem noch von einem Senior bewohnt. Nach seinem Auszug wird auf dem Areal jetzt vermutlich ein Mietshaus errichtet.

Ley war einer der schlimmste­n Nazis und wurde im Volksmund „Reichstrun­kenbold“genannt.

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Das „Ley-Haus“an der Walddörfer­straße 249 steht vor dem Abriss.
 ??  ?? Robert Ley (1890-1945) mit seiner Frau Inge (1916-1942) bei einer Parade der „Legion Condor“1939 in Berlin
Robert Ley (1890-1945) mit seiner Frau Inge (1916-1942) bei einer Parade der „Legion Condor“1939 in Berlin
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