Sprechen über ihre Träume
Die 32-jährige Syrerin Raghad Al Bunni studiert zurzeit an der Media School in Hamburg. Vor ihrer Flucht arbeitete sie als Journalistin bei oppositionellen Zeitungen in Damaskus. Im Index der Pressefreiheit rangiert Syrien auf Platz 177 von 180 (Stand 2018). Da ihr in der alten Heimat das Gefängnis drohte, entschloss sie sich 2014, in die Türkei zu f üchten. In Istanbul lebte sie zwei Jahre und arbeitete bei als regierungsfeindlich eingestuften Medien. Im Dezember 2016 gelangte sie mit dem Zug über die Grenze nach Griechenland. Dort wurde sie von der Polizei festgenommen. Eine Woche verbrachte sie in Gewahrsam, eine weitere im Flüchtlingscamp. Doch umkehren? Für Raghad keine Option! Sie schaffte es schließlich bis nach Athen, kaufte sich dort einen gefälschten Pass und reiste mit dem Flugzeug nach Hamburg. Nirgendwo leben so viele Jesiden wie in Deutschland. Ein Mitglied dieser religiösen Minderheit ist der Lehrer Saleh Aldawood aus dem Irak. 2014 wurde sein Dorf Al-Haunania vom IS angegriffen. Zu Fuß f üchtete er mit etwa 80 Dorf ewohnern. Ihr Ziel: Europa. „Europa symbolisierte für mich Gerechtigkeit, Freiheit und Menschlichkeit“, sagt Saleh. Bis dahin war es ein harter Weg. Bevor sie über Syrien und die Türkei per Schlepperboot in Griechenland ankamen, waren einige bereits verdurstet oder verhungert. Doch von Angst war bei Saleh keine Spur: „Lieber sterbe ich, als in meinem Land bleiben zu müssen.“Um das Geschehene zu verarbeiten, greift er zur Staffelei und stellt seine Zeichnungen aus.