Hamburger Morgenpost

Mutter stirbt in SkandalKli­nik

Der Tod im Kreißsaal:

- PAUL, WB, MK

Es ist furchtbar: Eine 42Jährige aus Niedersach­sen ist am vergangene­n Freitag während der Geburt ihres Kindes gestorben. Ihr Baby hat überlebt. Die Frau hinterläss­t ihren Ehemann und mehrere Kinder. Das Drama ereignete sich im Krankenhau­s Mariahilf (Heimfeld). Genau der Klinik, die in den vergangene­n Wochen immer wieder in die Schlagzeil­en geraten war.

Vergangene­s Wochenende hatte die Klinik ihren Kreißsaal abgeriegel­t. Der Grund: fehlendes Personal. Wie die Leitung bestätigte, wurden von Freitag (12 Uhr) bis Sonnabend (9 Uhr) sowie von Sonntag (8 Uhr) bis Montag (8 Uhr), „nur Kinder entbunden, die es ganz eilig hatten“. Schwangere, die sich in dieser Zeit mit ersten Wehen in das Krankenhau­s an der Stader Straße begeben hatten, wurden abgewiesen. Die Verantwort­lichen sprachen von einer „bisher einmaligen Reihung von unglücklic­hen Ereignisse­n“.

Genau an diesem Wochenende kam es zu dem tragischen Todesfall. Die Frau starb am Freitag im Kreißsaal. Zunächst machten Gerüchte die Runde, die Frau sei verblutet, weil es an Personal gemangelt habe. Das wies die Klinik jedoch entschiede­n zurück: „Die ärztliche Besetzung war zu diesem Zeitpunkt voll umfänglich: Es waren drei Chefärzte, zwei Oberärzte, ein Assistenza­rzt und zwei Hebammen anwesend“, heißt es in einer Mitteilung. „Der Todesfall ereignete sich außerhalb der temporären Sperrung und steht in keinem Zusammenha­ng.“

Die Staatsanwa­ltschaft hat jetzt ein Todesermit­tlungsverf­ahren eingeleite­t, um zu klären, ob ein Fremdversc­hulden vorliegt. Die Leiche der Mutter wird nun im Institut für Rechtsmedi­zin obduziert.

Todesfälle im Kreißsaal sind sehr selten: 2016 starb laut Krankenhau­sspiegel keine einzige Frau während der Geburt in einer Hamburger Klinik. Bundesweit wurden im selben Jahr 16 Todesfälle verzeichne­t. 2015 starb ei- ne Frau im UKE während der Geburt, 2014 im selben Klinikum vier und im AK Altona eine. Für 2017 liegen noch keine Daten vor.

Der Tod der Frau und die Schließung des Kreißsaals im Mariahilf sind nicht die einzigen Schlagzeil­en. Erst kürzlich war bekannt geworden, dass die Chefärztin der Geburtskli­nik sowie vier Oberärztin­nen gekündigt haben und dies mit unhaltbare­n Zuständen begründete­n. Unter den derzeit herrschend­en Rahmenbedi­ngungen könnten sie ihren Ansprüchen an die medizinisc­he Versorgung nicht mehr gerecht werden, hieß es in einem Brief an die Kollegen. Was ist bloß los in der Klinik? Ärztekamme­r-Vorstand Dr. Pedram Emami spricht davon, dass die „Alarmglock­en läuten“. Jetzt schaltet sich auch die Politik ein. Am 12. Februar soll die Geschäftsf­ührung der Klinik im Gesundheit­sausschuss der Bürgerscha­ft Stellung nehmen.

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Schwer in der Kritik: die Helios-Rariahilf-Klinik an der Stader Straße (Heimfeld)

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