Bye-bye England, merhaba Türkiye
Debatte um Türkisch-Unterricht für deutsche Grundschüler eskaliert
Der Vorsitzende des Integrationsrats von Nordrhein-Westfalen, Tayfun Keltek, fordert, Englisch an Grundschulen unter anderem durch Türkisch zu ersetzen. Begründung: Ein Drittel aller Schüler in NRW habe einen Migrationshintergrund.
In Schleswig-Holstein ist Türkisch-Unterricht vielerorts schon Realität – unter anderem an sieben Lübecker Schulen. Das Schulamt der Stadt wollte jetzt wissen, wie viele Schüler teilnehmen. Ankara reagierte prompt. Das Erdogan-nahe Boulevardblatt „Sabah“sprach von „Stasi-Methoden“. Wer bespitzelt hier wen? Kiels Bildungsministerin Karin Prien (CDU) reagierte prompt. Das Ministerium selbst werde ab sofort genau untersuchen, was im Unterricht passiert, und nur noch in Schleswig-Holstein ausgebildete Lehrer einsetzen, sagte ein Sprecher dem RND.
Für Sevim Dagdelen, Vizechefin der Linken im Bundestag, ist der Keltek-Vorschlag ohnehin „grober Unfug“. Den Unterricht in Weltsprachen wie Englisch oder Französisch durch Türkisch ersetzen zu wollen komme einer Provinzialisierung gleich. „Der Vorschlag ist eine Absage an eine weltoffene Orientierung und würde die Bildungschancen von Kindern deutlich vermin- dern“, so Dagdelen zum RND. „Die Alltagssprache der Kinder in Deutschland ist überwiegend Deutsch, auch in Familien, in denen die Herkunftssprache gesprochen wird.“
Dagdelen, die selbst kurdische Wurzeln hat, warnte vor einer „Türkisierung“und Diskriminierung kurdischsprachiger Familien. „Wir müssen uns mehr darauf konzentrieren, dass die Kinder fehlerfrei Deutsch können und Fremdsprachen erlernen, die sie weltweit auch weiterbringen.“
ZITAT DES TAGES In vielen Bereichen erkenne ich meine Partei nicht wieder. Am meisten bedrückt mich die Abwesenheit von erfahrenen Leuten in der Außen- und Sicherheitspolitik Der Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe im Berliner „Tagesspiegel“