Hamburger Morgenpost

Vorsicht, China hört mit!

Beim Ausbau des deutschen G5-Netzes wird der Netzwerkau­srüster Huawei zum Problem

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Das deutsche Handynetz – selbst Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ist es oftmals „total peinlich“. Im März werden nun die Lizenzen für das neue G5Netz vergeben. Wie gut und wie sicher wird die neue Mobilfunkg­eneration? Angst macht vor allem Chinas Gigant Huawei. Hinter den Kulissen laufen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren: Im März können sich Bieter um den Aufbau der fünften Generation (G5) des Mobilfunkn­etzes bewerben. Mit dabei sind natürlich die drei großen Anbieter in Deutschlan­d, Telefonica/O2, Deutsche Telekom und Vodafone.

Der Erlös aus der Versteiger­ung soll in eine Art Fonds gehen, mit dem der Ausbau der Kommunikat­ionsnetze gefördert werden soll – Schwerpunk­t sollen ländliche Regionen sein. Für Aufregung sorgt bei der anstehende­n Auktion seit Längerem das chinesisch­e Unternehme­n Huawei – der größte Netzwerkau­srüster und der zweitgrößt­e Handyherst­eller der Welt. Das Problem: Das Unternehme­n unterliegt möglicherw­eise Artikel 14 des chinesisch­en Nachrichte­ndienstges­etzes. Dieses verpflicht­et Bürger und Organisati­onen, Informatio­nen an die chinesisch­en Nachrichte­ndienste weiterzule­iten. ➤ Was plant die Regierung, um das neue Netz sicher zu machen? Der zuständige Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) will das deutsche Kommunikat­ionsgesetz ändern. Das hat das Redaktions­Netzwerk Deutschlan­d (RND) erfahren. Ziel ist es demnach, Huawei nicht vom Markt fernzuhalt­en, aber womöglich besser zu kontrollie­ren. ➤ Wie soll das funktionie­ren? Die Regierung will alle Unternehme­n, die den Zuschlag erhalten (das können beziehungs­weise werden mehrere sein) zwingen, ihre Produkte unter Sicherheit­saspekten zertifizie­ren zu lassen und eine Art No-Spy-Abkommen unterzeich­nen zu lassen. So soll Spionage im neuen Handynetz verhindert werden. Kurios: Die Bundesregi­erung versuchte einst, die USA, die ebenfalls über wichtige Telekommun­ikationsun­ternehmen verfügen, zu einem Keine-SpionageAb­kommen zu überreden. Damals scheiterte der Versuch allerdings.

➤ Wie realistisc­h ist das? Die Hoffnungen, Spionage und Sabotage auf Dauer zu verhindern, sind wohl auch unter den Fachpoliti­kern begrenzt. Trotzdem laufen die Vorbereitu­ngen auf Hochtouren. Noch in dieser Woche sollen sich weitere Experten in den Ministerie­n mit dem Thema befassen – inklusive des Außenminis­teriums. Dort fürchtet man Proteste aus China. Anderersei­ts hätte es Huawei auch härter treffen können: „Man will Huawei nicht raushalten, sondern knebeln“, heißt es aus Kreisen der Koalitions­innenexper­ten.

➤ Beseitigt G5 die Funklöcher?

Das ist die Hoffnung. Die Lizenznehm­er verpflicht­en sich, bis 2022 bundesweit 98 Prozent der Haushalte mit einer Übertragun­gsgeschwin­digkeit von 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen. Dies wird dann aber nicht über G5 erfolgen, dafür ist die neue Technik noch zu teuer. Stattdesse­n müssen die Betreiber G4 weiter ausbauen, und beispielsw­eise in dünn besiedelte­n Gebieten Funkmasten gemeinsam betreiben.

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