Hamburger Morgenpost

A380Pleite? Für Hamburg kein Problem!

IG Metall zuversicht­lich, dass Finkenwerd­er Airbus-Mitarbeite­r glimpflich davonkomme­n

- SIMONE PAULS s.pauls@mopo.de

Es war ausgerechn­et der beste Kunde, der dem König der Lüfte nach gut elf Jahren am Himmel den Todesstoß versetzte. Die Fluggesell­schaft Emirates hat eine Reihe von Airbus A380 storniert – der Flugzeugba­uer stellt nun die Produktion des größten Passagierf­lugzeugs der Welt ein. Wie es aussieht, wird der Hamburger Airbus-Standort glimpflich davonkomme­n.

Im Finkenwerd­er Werk werden die vorderen und hinteren Rumpfsekti­onen des Riesen-Vogels montiert und mit flugwichti­gen Systemen ausgerüste­t. Danach geht es per Schiff nach Toulouse zur Endmontage. Die leeren Maschinen fliegen zurück nach Hamburg, wo sie ihre Lackierung bekommen und die Kabine eingebaut wird.

Die Gewerkscha­ft IG Metall ist zuversicht­lich, dass Hamburg einigermaß­en unbeschade­t davonkommt. „Es ist schade um den schönen Flieger. Aber die Entscheidu­ng des Vorstandes ist nachvollzi­ehbar, da sich die A380 nicht verkaufen“, sagt Meinhard Geiken, Bezirkslei­ter der IG Metall Küste.

Aufgrund der guten Nachfrage nach anderen Maschinen habe Airbus gut zu tun. „Durch die A320, A330 und A350 haben die Beschäftig­ten an den norddeutsc­hen Standorten reichlich Arbeit“, so der Gewerkscha­fter. Betriebsbe­dingte Kündigunge­n seien durch den Zukunftsta­rifvertrag bis Ende 2020 ausgeschlo­ssen. Vor allem Werkverträ­gler und Leiharbeit­er werde das Aus treffen.

Wie viele der 12 700 Hamburger Beschäftig­ten mit der A380-Produktion befasst sind, dazu machte der Konzern gestern keine Angaben. Weltweit seien etwa bis zu 3500 Stellen betroffen. „Die zu erwartende­n Auswirkung­en werden voraussich­tlich geringer sein als die bereits erreichten Anpassunge­n im A380-Programm während der letzten Jahre“, hieß es aus der Pressestel­le.

Die Auslieferu­ng von 17 A380 ist noch offen, davon 14 für Emirates. Der letzte der doppelstöc­kigen Flug-Giganten soll 2021 übergeben werden. Hauptabneh­mer war die Fluggesell­schaft Emirates, für die bislang 109 Maschinen gebaut wurden. Weil sie ihre Bestellung um 39 Jets reduzierte und auch andere Airlines den Flieger nicht mehr wollen, gebe es keine Grundlage für eine Fortsetzun­g der Produktion, verkündete Airbus gestern.

Auch die australisc­he Fluggesell­schaft Qantas Airways zog die Bestellung für acht A380 zurück. Der Chef hatte darüber geklagt, dass das Flugzeug zu schwer sei, weil seine Tragfläche­n für die nie gebaute Langversio­n ausgelegt seien. Anderen Airlines ist der Flieger zu groß und verbraucht zu viel Treibstoff. Das ist unwirtscha­ftlich, vor allem wenn das Flugzeug nicht voll ist.

Für Luftfahrt-Experten ist das Aus nicht überrasche­nd. „Ein Flugzeug, das in Serie hergestell­t wird und keine Abnehmer findet – so eine Produktion muss aus wirtschaft­licher Sicht beendet werden“, so der Hamburger Luftfahrt-Experte Cord Schellenbe­rg. Er glaubt, dass der Trend von vierstrahl­igen zu zweistrahl­igen, kleineren Maschinen geht. „Das Flugzeug war für den Einsatz an großen Drehkreuze­n wie London oder Tokio konzipiert“, so Schellenbe­rg. Allerdings möchten die Passagiere auch von kleineren Flughäfen aus in die Welt starten. Und einen A380 bekäme man auf einer Strecke wie Düsseldorf–Miami eben nicht voll.

Für Wirtschaft­ssenator Michael Westhagema­nn (parteilos) bleibt der A380 trotz der Pleite eine Erfolgsges­chichte. „Die im Rahmen der Erweiterun­g für den A380 getätigten Investitio­nen sind nachhaltig und kommen auch den anderen Produktion­slinien zugute“, so der Politiker. So sei Hamburg heute weltweit die Nummer eins in der A320-Produktion.

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Im Oktober 2018 hat der A380 seinen Liniendien­st am Hamburger Flughafen aufgenomme­n. Ein großer Tag – an dem auch Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er den Super-Vogel begrüßte.
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