A380Pleite? Für Hamburg kein Problem!
IG Metall zuversichtlich, dass Finkenwerder Airbus-Mitarbeiter glimpflich davonkommen
Es war ausgerechnet der beste Kunde, der dem König der Lüfte nach gut elf Jahren am Himmel den Todesstoß versetzte. Die Fluggesellschaft Emirates hat eine Reihe von Airbus A380 storniert – der Flugzeugbauer stellt nun die Produktion des größten Passagierflugzeugs der Welt ein. Wie es aussieht, wird der Hamburger Airbus-Standort glimpflich davonkommen.
Im Finkenwerder Werk werden die vorderen und hinteren Rumpfsektionen des Riesen-Vogels montiert und mit flugwichtigen Systemen ausgerüstet. Danach geht es per Schiff nach Toulouse zur Endmontage. Die leeren Maschinen fliegen zurück nach Hamburg, wo sie ihre Lackierung bekommen und die Kabine eingebaut wird.
Die Gewerkschaft IG Metall ist zuversichtlich, dass Hamburg einigermaßen unbeschadet davonkommt. „Es ist schade um den schönen Flieger. Aber die Entscheidung des Vorstandes ist nachvollziehbar, da sich die A380 nicht verkaufen“, sagt Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste.
Aufgrund der guten Nachfrage nach anderen Maschinen habe Airbus gut zu tun. „Durch die A320, A330 und A350 haben die Beschäftigten an den norddeutschen Standorten reichlich Arbeit“, so der Gewerkschafter. Betriebsbedingte Kündigungen seien durch den Zukunftstarifvertrag bis Ende 2020 ausgeschlossen. Vor allem Werkverträgler und Leiharbeiter werde das Aus treffen.
Wie viele der 12 700 Hamburger Beschäftigten mit der A380-Produktion befasst sind, dazu machte der Konzern gestern keine Angaben. Weltweit seien etwa bis zu 3500 Stellen betroffen. „Die zu erwartenden Auswirkungen werden voraussichtlich geringer sein als die bereits erreichten Anpassungen im A380-Programm während der letzten Jahre“, hieß es aus der Pressestelle.
Die Auslieferung von 17 A380 ist noch offen, davon 14 für Emirates. Der letzte der doppelstöckigen Flug-Giganten soll 2021 übergeben werden. Hauptabnehmer war die Fluggesellschaft Emirates, für die bislang 109 Maschinen gebaut wurden. Weil sie ihre Bestellung um 39 Jets reduzierte und auch andere Airlines den Flieger nicht mehr wollen, gebe es keine Grundlage für eine Fortsetzung der Produktion, verkündete Airbus gestern.
Auch die australische Fluggesellschaft Qantas Airways zog die Bestellung für acht A380 zurück. Der Chef hatte darüber geklagt, dass das Flugzeug zu schwer sei, weil seine Tragflächen für die nie gebaute Langversion ausgelegt seien. Anderen Airlines ist der Flieger zu groß und verbraucht zu viel Treibstoff. Das ist unwirtschaftlich, vor allem wenn das Flugzeug nicht voll ist.
Für Luftfahrt-Experten ist das Aus nicht überraschend. „Ein Flugzeug, das in Serie hergestellt wird und keine Abnehmer findet – so eine Produktion muss aus wirtschaftlicher Sicht beendet werden“, so der Hamburger Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg. Er glaubt, dass der Trend von vierstrahligen zu zweistrahligen, kleineren Maschinen geht. „Das Flugzeug war für den Einsatz an großen Drehkreuzen wie London oder Tokio konzipiert“, so Schellenberg. Allerdings möchten die Passagiere auch von kleineren Flughäfen aus in die Welt starten. Und einen A380 bekäme man auf einer Strecke wie Düsseldorf–Miami eben nicht voll.
Für Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) bleibt der A380 trotz der Pleite eine Erfolgsgeschichte. „Die im Rahmen der Erweiterung für den A380 getätigten Investitionen sind nachhaltig und kommen auch den anderen Produktionslinien zugute“, so der Politiker. So sei Hamburg heute weltweit die Nummer eins in der A320-Produktion.