Hamburger Morgenpost

Lebenslang für Doppelmord am Jungfernst­ieg

Sein Motiv war Rache.

- STEPHANIE LAMPRECHT s.lamprecht@mopo.de

Der Doppelmörd­er Mado M. (35) ist zu einer lebenslang­en Haftstrafe verurteilt worden. Der Vorsitzend­e Richter Joachim Bülter sprach von einer „Tat, die weit über den Kreis der Angehörige­n hinaus für Erschütter­ung und Entsetzen gesorgt hat“. Darüber hinaus brachte die Urteilsbeg­ründung ein weiteres grausiges Detail der Bluttat vom 12. April 2018 auf dem Bahnhof Jungfernst­ieg zutage.

Rache ist das Motiv, davon ist die Kammer überzeugt: Mado M. wollte sich dafür rächen, dass Sandra P. ihrem neuen Lebensgefä­hrten den uneingesch­ränkten Umgang mit seiner Tochter gestattete, während er das Kind nur in Begleitung sehen durfte: „Er wollte seine uneingesch­ränkten Macht- und Besitzansp­rüche gegenüber seiner Tochter demonstrie­ren. Er hat sie als Objekt seiner Rache instrument­alisiert.“

Laut Beweisaufn­ahme hat er dem 21 Monate alten Mädchen im Buggy das lange Küchenmess­er zunächst in den Bauch gestoßen, ihr Gesicht am Kinn angehoben und den Hals nahezu komplett durchschni­tten, einschließ­lich der Wirbelsäul­e.

Offenbar hatte Mariam noch eine unwillkürl­iche Abwehrbewe­gung mit den Händen gemacht, sodass auch einer ihrer kleinen Finger abgetrennt wurde.

Momente später stieß er Sandra P., die sich zu ihrer Tochter umdrehte, das Messer in den Rücken. Ursprüngli­ch hatte die Wut sich gegen Sandra P.s neuen Lebensgefä­hrten gerichtet, so das Ergebnis der 35 Verhandlun­gstage. Um ihn zu töten, hatte Mado M. das Küchenmess­er im Rucksack.

Kurz vor dem Doppelmord auf dem Bahnsteig hatte Mado M. seine kleine Tochter bei einem begleitete­n Umgang getroffen.

Mariam hatte sich wie bei früheren Treffen vor ihrem Vater gefürchtet, wollte nicht vom Arm des Umgangsbeg­leiters.

Die Schuld für ihr ängstliche­s Verhalten gab Mado M. dem neuen Lebensgefä­hrten seiner Ex-Freundin. Der Mann, ebenfalls ein Asylbewerb­er aus Westafrika, habe seine Tochter mit schwarzer Magie verhext.

Sandra P.s neuer Freund war Augenzeuge am Bahnsteig und ist seit der Bluttat untergetau­cht. Das Gericht

Er wollte seine uneingesch­ränkten Machtanspr­üche gegenüber seiner Tochter demonstrie­ren. Vorsitzend­er Richter

hätte ihn gerne als Zeugen vernommen, konnte ihn aber nicht laden. Während der Urteilsbeg­ründung sitzen die Schwester der Getöteten und Sandra P.s ältester Sohn dem Angeklagte­n gegenüber.

Die Schwester muss sich immer wieder die Tränen trocknen, der Junge wirkt blass und mitgenomme­n. Als der Teenager seiner Tante einen besorgten Blick zuwirft, antwortet sie mit einem kleinen Lächeln. Seine drei kleinen Brüder leben jetzt bei ihren Vätern, er ist zu der Schwester seiner Mutter gezogen.

Der Angeklagte, der während des Verfahrens immer wieder durch seltsames Verhalten aufgefalle­n war, nahm das Urteil ruhig auf.

Das Gericht nahm die besondere Schwere der Schuld an. Damit ist eine Haftentlas­sung nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlo­ssen.

Ob Mado M. in seine Heimat Niger abgeschobe­n wird, liege nicht in der Verantwort­ung des Gerichts, so der Vorsitzend­e: „Das entscheide­n Staatsanwa­ltschaft und Ausländerb­ehörde.“Und zum Angeklagte­n gewandt: „Ich wünsche Ihnen, (...) dass Sie zu etwas mehr Einsicht gelangen über das, was sie angerichte­t haben.“

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Mado M. (35) hielt seine kleine Tochter Mariam für „verhext“, weil das Kind sich vor ihm fürchtete.
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12. April 2018: Vergeblich versuchten Sanitäter, Sandra P. zu retten. Ihre Tochter war sofort tot.
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oado o. im Gerichtssa­al neben seinem Verteidige­r Tim Burkert

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