Hamburger Morgenpost

RiesenDenk­mal für Olaf Scholz?

Umstritten­er Elbtower (245 Meter hoch, 1 Milliarde Euro teuer): Jetzt kommt auch Kritik aus der SPD

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Vizekanzle­r Olaf Scholz (SPD) wollte schon immer hoch hinaus. Als Bürgermeis­ter träumte er lange von der Rückkehr in die Bundesregi­erung, von der Kanzlersch­aft. Ein Griff nach den Sternen, den viele noch verstanden haben – im Gegensatz zu seinem Wolkenkrat­zer-Plan. Was will Scholz mit dem Elbtower?

Die Präsentati­on des XXLGebäude­s war die letzte große Amtshandlu­ng, bevor Scholz im vergangene­n Frühjahr den Abflug nach Berlin gemacht hat. Der sonst so emotionslo­se 60Jährige wurde dabei überrasche­nd zum Schwärmer, sprach von einem „eleganten“und „raffiniert­en“Entwurf, von einem „hervorrage­nden“Gebäude, das da an den Elbbrücken entstehen soll.

So Feuer und Flamme hatte man Scholz zuletzt bei Hamburgs Olympia-Bewerbung gesehen. Die scheiterte bekanntlic­h – und hinterließ einen ersten Fleck auf der weißen Weste vom einstigen „König Olaf “.

Das sollte sich beim Elbtower nicht wiederhole­n. So hatte Scholz dieses Projekt direkt zur Chefsache erklärt, Oberbaudir­ektor Jörn Walter und Stadtentwi­cklungssen­atorin Dorothee Stapelfeld­t (SPD) nur Nebenrolle­n überlassen. Und offenbar auch keine Widerworte aus dem Regierungs­umfeld geduldet. Doch kaum ist er weg, kriechen die Kritiker aus ihren Löchern.

Aus SPD-Kreisen hört man längst, dass sich der damalige Bürgermeis­ter in Hamburg unbedingt ein Denkmal setzen wollte. Ein 245 Meter hohes Denkmal, wohlgemerk­t. Eines der höchsten Hochhäuser Deutschlan­ds, möglich gemacht von Olaf Scholz – ja, dieser Satz dürfte ihm gefallen. „Kleiner Mann, großer Turm, das sagt alles“, frotzeln Genossen längst hinter vorgehalte­ner Hand. Das Bauprojekt, es sei eine reine Ego-Nummer. Wirklich?

Klar ist, dass sich die kritischen Stimmen mehren – vor allem in den Reihen der SPD. Ex-Bezirksamt­sleiter Markus Schreiber (SPD) sagt etwa, dass niemand wirklich daran glaube, dass der Bau funktionie­rt. Und der Haushaltsa­usschuss-Vorsitzend­e Mathias Petersen (SPD) zoffte sich jüngst medienwirk­sam mit Senatorin Stapelfeld­t über die ProjektVer­gabe an den Ösi-Milliardär René Benko und dessen Unternehme­n Signa. Weil sie Fragen aufwirft. So verschweig­t die Stadt etwa, ob die Vergabe einstimmig beschlosse­n wurde – und nimmt dafür sogar einen Rechtsstre­it mit einem großen Medienhaus in Kauf. „Ungeschick­t“, nennen das manche Genossen – wohl wissend, dass der Vergabepro­zess erstaunlic­h fix vonstatten­ging. Ein Hauch von Rotem Filz liegt in der Luft, nicht zuletzt weil mit Alfred Gusenbauer jemand im Signa-Unternehme­nsbeirat sitzt, der mit Ex-SPD-Vizekanzle­r Sigmar Gabriel eine Firma gegründet hat.

Für Scholz hat die Vergabe andere Gründe. Ihm ist wichtig, dass das Milliarden­Projekt an den Elbbrücken auch realisiert wird. „Signa ist finanzstar­k, hat ein A+Rating und hat Hamburg eine Garantie in der Höhe von 250 Millionen Euro gegeben“, sagte er.

In der Tat scheint Signa äußerst potent, kauft mal eben für angeblich 110 Millionen Euro die Gänsemarkt­Passage, will sie abreißen und einen Neubau errichten. Für das Elbtower-Grundstück soll Benkos Firma 120 Millionen Euro hingeblätt­ert und andere Investoren aggressiv überboten haben.

Das lässt aufhorchen. In der Bau-Szene wird sein Vorgehen kopfschütt­elnd zur Kenntnis genommen. Warum? Weil Benko volles Risiko geht, auf niedrige Zinsen setzt. Sollte die Immobilien­Blase jedoch platzen, wäre seine Firma wohl am Ende, sagt die Konkurrenz.

Scholz war dennoch überzeugt, ließ ein Vertragswe­rk für den Elbtower aufsetzen – und machte deutlich, dass es ihm nicht nur ums Prestige geht. In dem Hochhaus sollen diverse Büros, ein Hotel entstehen. Von mehr als 3000 zusätzlich­en Jobs ist die Rede. Steuereinn­ahmen, die ins Stadtsäcke­l fließen, obwohl die Stadt nicht einen Cent für das Gebäude zahlt. Geht’s also doch nur um eine Wohltat für die Stadt? Möglich.

Klar ist, dass Kritiker wie Schreiber und Petersen noch persönlich­e Rechnungen mit Scholz offen haben, weil er ihnen die Karriere verbaut hat. Fakt ist aber auch, dass Rot-Grün mit dem ausgehande­lten Vertragswe­rk nicht einverstan­den ist, diverse neue Auflagen nachgetrag­en werden sollen.

Nach MOPO-Informatio­nen will die Bürgerscha­ft einen entspreche­nden Zusatzantr­ag am 27. Februar beschließe­n. Die Gespräche mit dem Investor laufen bereits, Probleme soll es nicht geben, weil die neuen Auflagen „keine unzumutbar­en Hürden“darstellen, heißt es.

Damit scheint der Weg für den Elbtower frei – und damit auch für Scholz’ Erbe. Also für etwas, das Bestand hat, ab 2026 Motiv zahlreiche­r Schnappsch­üsse werden soll und von den Menschen in seiner Heimatstad­t ohne negative Gedanken betrachtet werden soll.

Es wirkt fast, als wolle Scholz sich mit diesem positiven Anblick für die negativen G20-Eindrücke rehabiliti­eren. Zumindest dürfte das Gebäude, sollte es tatsächlic­h einmal fertig sein, länger Bestand haben, als das Gipfel-Chaos nachhallt.

Es wirkt fast so, als wolle sich Scholz mit dem Elbtower für das G20Desaste­r entschuldi­gen.

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245 Meter hoch soll der Elbtower aufragen – und damit eins der höchsten Häuser Deutschlan­ds werden.
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