Und täglich grüßt der „Tatort“…
TV-Krimi wie Bill Murrays berühmter „Murmeltier“-Film
Stellen Sie sich vor, der „Tatort“Kommissar wird erschossen – und steht wieder auf… Unvorstellbar? Nicht bei Ulrich Tukur (61) alias „Murot“. Das Enfant terrible unter den „Tatort“-Kommissaren macht seinem Ruf am Sonntagabend wieder alle Ehre. Gemeinsam mit Experimental-Regisseur Dietrich Brüggemann (42, „Renn, wenn Du kannst“) kopiert (und verschärft) er einen echten Hollywood-Klassiker. Der Titel weist den Weg: „Murot und das Murmeltier“.
Denn wie im Bill-Murray-Original von 1993 erlebt Tukur im Film einen Tag immer wieder von Neuem. Und natürlich keinen stinknormalen. Die Story (Achtung, kleiner Spoiler der ersten Minuten!): Eine Bank wird überfallen, Murot geht auf Einladung des Gangsters hinein – und wird (im ersten Anlauf ) von dessen Komplizin per Kopfschuss niedergestreckt. Er wird danach aber nicht beerdigt, sondern wacht wieder in seinem Bett auf. Und das wird er noch einige Male im Film.
Und täglich grüßt der „Tatort“… Was soll das? „Ich habe immer Spaß an Experimenten, und für diesen Gedanken war ich sofort zu haben“, erklärte Tukur der MOPO. „Wenn man ihn aber mit Leben füllt, wird’s erst richtig spannend …“
Sein Regisseur Brüggemann sieht die Machart des Films als Huldigung ans Original – und auch als Persiflage des deutschen Krimi-Genres, wie er der MOPO verriet: „Als Filmemacher schaut man sich viele Demobänder von Schauspielern an, und man sieht immer dasselbe: Verhöre, Kommissare, Geständnisse. Es ist immer dasselbe, und es ist niederschmetternd. Die Idee, genau diesen Krimi-Overkill dahin zurückzutragen, wo er herkommt, lag sehr nahe.“
Auch im Film werden immer wieder Hinweise auf das „ewig Wiederkehrende“gegeben. Der Film hat also – wie bei Tukur so oft – eine deutlich erkennbare Meta-Ebene. Das ist bekanntlich nicht für jeden Zuschauer am Sonntagabend was – aber die Tukur-„Tatorte“haben sich schließlich mit Mut zum Experiment eine ganz eigene Fanbase erspielt. „Nicht immer nur Brei abliefern, sonst verlernt der Zuschauer das Kauen“, betont Tukur. „Der allgemeine Geschmack ist inzwischen so verwahrlost, dass fast nur noch Dreck konsumiert wird. Ich glaube aber nicht, dass die Menschen so dumm sind, wie sie von diesen Fernsehmachern gehalten werden.“
„Ich will experimentieren und das Unnormale machen“, betont auch Brüggemann. „Und habe damit hier offene Türen eingerannt. Da ist mir die ganze Diskussion, ob im ,Tatort‘ zu viel experimentiert wird, herzlich egal. Zu viele Experimente sind für mich ein Widerspruch in sich.“Übrigens: Regisseur wie Schauspieler möchten’s noch mal miteinander probieren. „Falls wir jetzt damit punkten können, sofort wieder.“