Der Atlantik wird immer breiter
Außenminister Heiko Maas hatte sich von der diesjährigen Münchner Sicherheitskonferenz ein klares Bekenntnis zum transatlantischen Verhältnis gewünscht. Das aber blieb am zweiten, dem wichtigsten Tag dieser Konferenz aus. Eher dürfte sich der Atlantik um ein gutes Stück verbreitert haben. Jedenfalls ist die Härte und auch Unverfrorenheit, mit der US-Vizepräsident Mike Pence zu einer Abkehr vom Nuklearabkommen mit dem Iran, dem Stopp der Gaspipeline Nord Stream 2 und der Steigerung der Verteidigungsausgaben aufrief, nicht dazu angetan, Hoffnungen auf eine Wiederannäherung zu wecken.
Pence nannte den Hauptadressaten seiner Forderungen und Drohungen nicht beim Namen. Aber jedem im Saal war klar, wen er vor allen anderen meinte: Deutschland. Die Vertreter Russlands und Chinas schienen von der transatlantischen Konfrontation nicht überrascht und buhlten um Berlin. Die großen Mächte geben an diesem Wochenende in München ein Bild ab, das an die Erklärvideos aus dem Erdkundeunterricht erinnert: Kontinentalplatten, die im Zeitraffer auseinandertreiben.
Der daraus erwachsende Auftrag an Europa ist so klar wie kompliziert: Die Europäer müssen zu mehr Geschlossenheit nach innen und mehr Entschlossenheit nach außen finden.