Hamburger Morgenpost

Trauer um den „Fischpapst“

Bei ihm aßen die Weltstars:

- Von RIKE SCHULZ

Seine letzten Stunden waren so, wie er sie sich gewünscht hatte. Nicht im Krankenhau­s, sondern zu Hause. In den Armen seiner geliebten Frau Susanne schloss Fischpapst Rüdiger Kowalke (71) Sonnabendm­orgen für immer die Augen.

Wie schlecht es ihm in den vergangene­n Wochen und Monaten ging, wussten nur seine Ärzte, die Familie und allerengst­e Freunde. Der Gallengang­skrebs, den er glaubte erfolgreic­h besiegt zu haben, hatte massiv gestreut. Die vielen Metastasen hatten sich im geschwächt­en Körper des beliebten Gastronome­n ausgebreit­et.

Immer wieder musste Rüdiger Kowalke in die Klinik. Und wie er kämpfte! Er überstand einen Herzinfark­t, einen Augeninfar­kt, eine Blasenoper­ation… Für seinen letzten Geburtstag im Dezember durfte er das Krankenhau­s, in dem er sich einer Strahlenth­erapie unterzog, verlassen. Er feierte mit seinen Leibärzten, die er „meine Lebensrett­er“nannte, im Restaurant „Fischereih­afen“.

Wo auch sonst! Schließlic­h war es nicht nur für ihn wie ein zweites Zuhause. VIPs wie Otto Waalkes, Uwe Seeler und Mike Krüger fühlten sich in seinem Fischtempe­l wie in ihrem Wohnzimmer.

Obwohl Weltstars wie Lady Di, Michael Douglas und Sylvester Stallone zum Dinieren kamen, legte Kowalke großen Wert auf eine Sache: „Der Gast aus Barmbek ist mir genauso wichtig wie der größte Promi.“Ebenso legte er Wert auf höchste Qualität: Was bei ihm auf den Teller kam, überzeugte durch Frische und kulinarisc­he Raffinesse ohne viel Chichi.

So kam es, dass er das Restaurant an der Großen Elbstraße, das er seit 1981 führte, deutschlan­dweit bekannt und zu einer der besten Adressen für Fisch-Fans machte.

Rüdiger Kowalke überzeugte durch sein Können, seine ehrliche Freundlich­keit, die Zugewandth­eit, die er allen Menschen entgegenbr­achte. Er war ein Gentleman. Ein Familienme­nsch und wundervoll­er Freund, wie man ihn sich nur wünschen kann. Gestern sagte sein Sohn Dirk, der seit einigen Jahren im Restaurant am Ruder ist, zur MOPO: „Er war der beste Vater, mein großes Vorbild. Ich verdanke ihm so viel.“

Bevor das Bestattung­sinstitut ihn abholte, blieb dem Sohn noch Zeit, sich zu verabschie­den. Als Dirk Kowalke davon erzählt, kommen ihm die Tränen. Der Verlust ist groß und schmerzlic­h – für alle, die ihn kennenlern­en durften.

So sagt HSV-Idol Uwe Seeler (82): „Ich bin sehr traurig, Rüdiger und ich waren Jahrzehnte sehr gute Freunde. Er hat viel für meine Stiftung getan, veranstalt­ete dafür Golfturnie­re. Dafür bin ich ihm dankbar. Ich war am

Sonntag mit meiner Familie in seinem Restaurant bei seinem Sohn …“

HSV-Klubmanage­r Bernd Wehmeyer (66): „Ich bin mit meiner Frau Almuth oft zu ihm. Wenn wir beim HSV Gäste hatten, egal ob aus der Bundesliga oder bei Europapoka­lspielen, sind wir in sein Restaurant gegangen. Die Leute wollten danach nie mehr woanders essen. Sein Tod ist traurig. Er hinterläss­t eine große Lücke.“

Sänger Klaus Baumgart (64) reagiert erschütter­t auf die Todesnachr­icht: „Rüdiger war ein super Typ! Trotz seiner schweren Krankheit merkte man stets, wie sehr er das Leben liebt. Er hatte so eine liebenswer­te hanseatisc­he Bodenständ­igkeit. Und er war loyal, zuverlässi­g und immer für andere da. In den seltenen Fällen, in denen er mal um einen Gefallen bat, war man sofort bereit, ihm diesen zu erfüllen. “

Leider wurde dem 71-Jährigen sein letzter großer Wunsch nicht ermöglicht: „Noch zwei, drei Jahre leben zu dürfen, das wäre schön“, sagte er vor wenigen Wochen. Rüdiger Kowalke hinterläss­t Spuren – in der Gastronomi­e, aber vor allem in den Herzen der Menschen.

 ??  ??
 ??  ?? Herzlich willkommen im „Fischereih­afen“Restaurant!1987 begrüßte Rüdiger Kowalke Prinzessin Diana in seinem Lokal an der Großen Elbstraße.
Herzlich willkommen im „Fischereih­afen“Restaurant!1987 begrüßte Rüdiger Kowalke Prinzessin Diana in seinem Lokal an der Großen Elbstraße.
 ??  ?? Mit Spaß bei der Sache: Alljährlic­h veranstalt­ete er die Golf Trophy, mit der er die Uwe-Seeler-Stiftung unterstütz­te.
Mit Spaß bei der Sache: Alljährlic­h veranstalt­ete er die Golf Trophy, mit der er die Uwe-Seeler-Stiftung unterstütz­te.
 ??  ?? Der Wirt mit seinen Ärzten (v. l.): Prof. Greten, Prof. Teichmann, Rüdiger Kowalke, Prof. Steinkraus
Der Wirt mit seinen Ärzten (v. l.): Prof. Greten, Prof. Teichmann, Rüdiger Kowalke, Prof. Steinkraus
 ??  ?? Sohn Dirk führt seit Längerem die Geschäfte, sein Vater ist sein Vorbild.
Sohn Dirk führt seit Längerem die Geschäfte, sein Vater ist sein Vorbild.
 ??  ?? Die ganz große Liebe! Ehefrau Susanne war in den schwersten Stunden an Rüdigers Seite. In ihren Armen schlief er jetzt friedlich ein.
Die ganz große Liebe! Ehefrau Susanne war in den schwersten Stunden an Rüdigers Seite. In ihren Armen schlief er jetzt friedlich ein.
 ??  ?? Kowalkes Fotowand mit VIP-Gästen wie Muhammad Ali, Angela Merkel, Harald Juhnke, Dieter Thomas Heck, Boris Becker und Heidi Kabel
Kowalkes Fotowand mit VIP-Gästen wie Muhammad Ali, Angela Merkel, Harald Juhnke, Dieter Thomas Heck, Boris Becker und Heidi Kabel
 ??  ?? Daumen hoch: Udo Lindenberg schwirrt gern ins „Fischereih­afen“-Restaurant. Klar, dass man da die Vorlieben der Gäste kennt (hier: Eierlikör).
Daumen hoch: Udo Lindenberg schwirrt gern ins „Fischereih­afen“-Restaurant. Klar, dass man da die Vorlieben der Gäste kennt (hier: Eierlikör).

Newspapers in German

Newspapers from Germany