„Söder-Hoden“zum schrägen Kannibalen-Dinner
KRITIK Riesiger Spaß mit witzigen Einfällen: „Häuptling Abendwind“im Malersaal
Vor dem Gipfeltreffen der beiden Oberhäupter der Inselstaaten Groß-Lulu und Papatutu offenbart sich ein Versorgungsproblem: „Es sind keine Gefangenen mehr im Vorrat.“Denn zu einem anständigen Festmahl gehört eben ein deftiger Kannibalenbraten …
Der österreichische Dramatiker Johann Nestroy schrieb seine extremkulinarische Satire „Häuptling Abendwind“schon vor 150 Jahren, und natürlich haben sich die Vorstellungen von den „Wilden“und den „Zivilisierten“im Laufe der Zeit ziemlich verändert. Star-Regisseur Christoph Marthaler legt in seiner Bearbeitung im Malersaal noch eine Schippe Künstlichkeit drauf.
Nicht nur sind seine Figuren angemessen überzeichnet – mit Überbiss und allerlei Marotten. Auch ordnet eine Art Theaterwissenschaftlerin mit ironischen Bemerkungen das Geschehen ein. Der Staatsempfang entwickelt sich zur totalen Farce und damit zu einem riesigen Spaß – mit Musik, schrägen Witzen und vielen lustigen Einfällen.
Neben subtilen Trump-Seitenhieben liest sich die Speisefolge wie ein „Who’s Who“des Grauens: „eingelegte Söder-Hoden“, „Dobrindt-Filet“, „Spaghetti Putinesca“, oder „Ohrenschmalz vom Höcke-Storch“. Guten Appetit!
➤ Malersaal im Schauspielhaus: 18., 21.2., 25., 26.3., 22 Euro, Tel. 24 87 13