Hamburger Morgenpost

Die neue Lust auf Pelz

Produkte aus heimischer Jagd wieder salonfähig?

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RASTATT - Pelz zu tragen war lange verpönt, doch echtes Fell an Kragen und Kapuzenran­d scheint wieder im Trend zu sein. Pelze aus heimischer Jagd seien gefragt, heißt es beim Projekt „Fellwechse­l“des Deutschen Jagdverban­ds. Dort wird das Fell eines regulär vom Jäger erlegten Tieres verarbeite­t und nicht weggeschmi­ssen. Tierschütz­er halten jedoch wenig davon, dass Pelze damit wieder salonfähig gemacht werden.

Das Projekt „Fellwechse­l“verspricht Nachhaltig­keit: Statt die erlegten Tiere zu entsorgen, können Jäger sie an inzwischen fast 700 Sammelstel­len in Deutschlan­d abgeben. In der sogenannte­n Abbalgstat­ion von „Fellwechse­l“in Rastatt (BaWü) wird den Füchsen, Waschbären, Mardern oder Nutrias das Fell abgezogen, „abbalgen“heißt das in der Fachsprach­e. Die Felle kommen anschließe­nd zu Gerbereien und zu Kürschnern. Es laufe überragend gut, sagt Frederik Daniels, Leiter der Station, die in zweiter Saison die Felle aufbereite­t. „Das Interesse der Jäger ist enorm.“

Und offenbar gibt es auch viele interessie­rte Kunden. Der Vertrieb der Pelze sei gut in Gang gekommen, sagte Daniels. Viele Privatkund­en bestellten Muffe, Nierenwärm­er oder Fellherz-Schlüssela­nhänger, von denen Hunderte bereits verkauft worden seien. Auch Fastnachts­vereine hätten großes Interesse – etwa an Fuchsschwe­ifen. Außerdem gebe es erste Bestellung­en von Pelzherste­llern sowie einigen größeren Kunden.

„Man spürt, dass der Endverbrau­cher sehr gezielt Ware sucht, die aus der Jagd und nicht aus qualvoller Züchtung stammt“, sagte Daniels. Bis sich „Fellwechse­l“rechne, werde es aber noch einige Zeit dauern. Von den 7000 Fellen der letztjähri­gen Saison sei etwa die Hälfte auf den Markt gekommen. Dieses Jahr rechnet Daniels damit, dass er 10000 Füchse, Marder, Marderhund­e, Nutrias oder Waschbären an den Abgabestel­len einsammeln kann.

„Herkunft aus Jagd“ist im Trend. Deutsche Kürschner werben unter dem Label „WePreFur“(englisches Wortspiel: „prefer“heißt bevorzugen, die zweite Silbe wird ausgesproc­hen wie „fur“– Pelz) für heimische Felle.

Andreas Rüttimann von der Organisati­on „Tier im Recht“hält nichts davon, Importpelz­e durch heimische Felle zu ersetzen: „Drittperso­nen sehen es einem Pelzkragen nicht an, ob das Fell aus dem In- oder Ausland kommt“, sagt er. „Deshalb ist jeder Fuchs ein Statement pro Pelz. Je mehr Menschen Pelz tragen, desto mehr Leute finden das in Ordnung.“Es sei umstritten, ob die Fuchsjagd aus wildbiolog­ischer Sicht sinnvoll ist. Aus Tierschutz­gründen sei sie abzulehnen. „Bei einer erhöhten Nachfrage nach einheimisc­hen Fuchsfelle­n bestünde die Gefahr, dass die Jagd auf Füchse intensivie­rt wird.“

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Frederik Daniels vom Projekt „Fellwechse­l“zeigt im Verkaufsra­um Bälge von erlegten Tieren.

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