-Bahn-
Einmal im Monat lädt Verein zur Reise in die Vergangenheit des Schienenverkehrs ein
Dieter Stapel ist 1. Vorsitzender des Vereins Historische S-Bahn Hamburg. Im Mittelpunkt des Vereinslebens stehen Fahrten mit den beiden Museumszügen: Vergangenen Sonntag ist es der Zug 470 128 – Bahnexperten wissen genau, wovon die Rede ist –, der mal wieder auf Reisen geht, und zwar auf der alten Linie 2 (heute 21), auf der er früher täglich Dienst tat: also immer zwischen Pinneberg und Bergedorf hin und her.
„Wir feiern heute Geburtstag“, sagt Dieter Stapel. „Exakt vor 50 Jahren ist dieser Zug in Dienst gestellt worden.“Dass 470 128 heute, 17 Jahre nachdem er eingemottet wurde, immer noch fährt wie ’ne Eins, sei den Technikern im S-Bahn-Werk in Ohlsdorf zu verdanken, sagt er. Aber natürlich sorgen auch Stapel und seine Vereinskollegen dafür, dass der Zug in Top-Zustand ist. Siehegenundpflegenihn.
470128 ist ein wunderschöner Zug, aber irgendwie riecht es seltsam in ihm. Wonach eigentlich? Wir grübeln. „Nach Nostalgie“, sagt Dieter Stapel und grinst. So wie früher bei Hamburger SBahnen üblich ist der Museumszug dunkelgrau lackiert und hat einen cremefarbenen Zierstreifen. Innen ist ganz viel Holz verbaut. Hat die Bahn Fahrt aufgenommen, quietscht sie nicht so komisch wie die heutigen Wagen, sondern hört sich noch richtig nach Zug an. Wer die Türen öffnen will, braucht zwar Muskelkraft, muss aber nicht warten, bis der Zug gehalten hat. „Ich habe mir früher einen Spaß daraus gemacht und bin schon aus dem einfahrenden Zug gesprungen“, erzählt am Sonntag ein Fahrgast.
115 Mitglieder hat der Verein Historische S-Bahn Hamburg. Darunter sind – das ist wenig überraschend – alte S-Bahner, die es einfach nicht lassen können. Erstaunlich hingegen, wie viele junge Leute mitmachen: beispielsweise der zwölfjährige Erik Templin aus Hamm. Er ist bei den Ausflugsfahrten immer dabei und verkauft – bekleidet mit einer viel zu großen Uniformjacke – Kaffee und Kuchen an die Fahrgäste. Was er mal werden will? Na, ganz klar: „Zur Bahn will ich“, sagt er. Sein Vorbild ist Vereinskollege Daniel Wiese, der als 16-Jähriger zum Verein stieß, dort seine Liebe zur S-Bahn entdeckte und heute mit 25 als hauptberuflicher Lokführer arbeitet. Wiese schmunzelt: „Ich bin nicht der Einzige. Der Verein ist so was wie eine heimliche Nachwuchsschmiede des Er grinst.
Lust darauf, mit einer historischen S-Bahn durch Hamburg zu rattern und ein bisschen auch in die eigene Vergangenheit, haben so viele Bürger, dass die Nostalgiefahrten, die der Verein monatlich durchführt, fast immer ausverkauft sind. Die nächste Fahrt mit einem historischen Zug findet übrigens am 21. April statt: Anlass ist da das 40-jährige Jubiläum des City-Tunnels.
Manche Fahrgäste fangen sogar das Weinen an, wenn sie in so einem alten Zug durch Hamburg rattern. „Ich habe da schon einiges erlebt“, berichtet Dieter Stapel schmunzelnd. „Es gibt Leute, die erzählen einem mit tränenerstickter Stimme, dass sie mit so einem Zug früher immer zur Arbeit oder zur Schule gefahren sind und dass sie nicht gedacht hätten, dass sie noch einmal Gelegenheit haben würden, das zu erleben. Für die ist das das Ereignis des Jahres.“
Hier gibt’s weitere Informationen: Unternehmens.“