Er kam als Zeuge, jetzt sitzt er im Gefängnis Bayerische Justiz setzt Kieler Azubi fest
Robin F. (23) aus Kiel wurde im Sommer 2017 zufällig Zeuge einer Schlägerei in Bamberg (Bayern). Anderthalb Jahre später wird der Koch-Azubi aus Norddeutschland im bayerischen Gerichtssaal verhaftet. Die Staatsanwaltschaft wertet seine Erinnerungslücken als uneidliche Falschaussage und versuchte Strafvereitelung. Nicht einmal seine Mutter darf ihn in der UHaft besuchen.
Der „Sandstraßenprozess“sorgt seit Wochen in Bamberg für Schlagzeilen, immerhin geht es um versuchten Totschlag in einer bei Kneipengängern beliebten Altstadtgasse. Zwei Gruppen waren an einem Juliabend 2017 in Streit geraten, am Ende lag ein Mann mit schwersten Schädelverletzungen auf dem Asphalt.
Zwei Männer sind nun angeklagt, einer soll die nahezu tödlichen Verletzungen durch einen Tritt verursacht haben. Robin F. hatte an jenem Abend in Bamberg Station gemacht, auf einer Fahrt mit seinem VW-Bus von Kiel nach Italien. Nie zuvor war er dort gewesen, kannte dort nur eine Bekannte, bei der er übernachten wollte. Am Abend gingen beide in die Sandstraße, sahen das Opfer auf dem Boden liegen, gaben der Polizei ihre Personalien.
Robin F. macht im Plöner Schloss in der „Akademie Fielmann“des Optiker-Königs eine Ausbildung zum Koch. Bis zum 11. Februar 2019 hört der junge Mann nichts von den bayrischen Ermittlungsbehörden. An jenem Tag stehen Kripobeamte vor seiner Tür, überbringen eine Ladung für den Verhandlungstermin am 13. Februar in Bamberg. Der pflichtbewusste Robin meldet sich sofort bei der Berufsschule ab und besorgt sich ein Bahnticket.
Am Nachmittag des Prozesstages bekommt Robins Mutter Juliana F. einen Anruf: „Die Kripo sagte mir, dass Robin im Saal verhaftet wurde. Ich durfte kurz mit meinem Sohn sprechen, er war aufgelöst, sagte: ,Mama, ichhabeallesgesagt,wasich gesehen habe, und jetzt muss ich ins Gefängnis.‘“
Erlassen wurde der Haftbefehl vom Amtsgericht Bamberg. Gerichtssprecher Peter Neller zur MOPO: „Auf einem Video ist zu sehen, wie Robin F. am Tatort entlangläuft. Er gab an, sich nicht erinnern zu können, dass er dort gelaufen ist, und blieb bei seiner Falschaussage.“Die Staatsanwaltschaft wertet die Erinnerungslücken als versuchte Strafvereitelung, ohne zu erklären, warum ein junger Koch aus Kiel den ihm unbekannten Angeklagten aus Bamberg schützen sollte.
Robin F. sitzt derzeit in der JVA Bayreuth, darf keinen Besuch bekommen. Juliana F.: „Es ist, als hätten die mein Kind entführt.“
Mein Sohn sagte zu mir am Telefon: ,Mama, ich habe denen alles gesagt, was ich gesehen habe. Und jetzt muss ich ins Gefängnis.‘ Mutter Juliana F.