„Der Sprung ins kalte Wasser war eine echte Befreiung“
SChAuspieler DominiC RAACke üBer dAs heikle ThemA OrgAnspende und sein TheAter-DeBüt
Ein Spätzünder gibt Vollgas: Ex-„Tatort“- Star Dominic Raacke (60) spielt seine erste Hauptrolle am Theater. In dem Boulevardstück „Die Niere“steht er an der Komödie Winterhuder Fährhaus als Stararchitekt Arnold vor einer schweren Entscheidung: Seine Frau braucht dringend eine neue Niere – und er könnte mit einer Organspende ihr Leben retten.
MOPO: Herr Raacke, das Stück dreht sich um ein todernstes Thema. Es komödiantisch auszuschlachten – finden Sie das wirklich in Ordnung?
Dominic Raacke: Ja. Der Erfolgsdramatiker Stefan Vögel hat ein Händchen dafür, dieses sehr ernste Thema auf die Spitze zu treiben. Er konfrontiert Arnold mit der Gretchenfrage, was er von einer Organspende hält. Zu zeigen, wie dieser selbstverliebte, großspurige Mann dadurch aus der Bahn geworfen wird, ist einfach ein schöner Theatermoment.
Arnold flüchtet sich in Ausreden und Bedenken. Aber in seiner Situation würde sich wohl jeder so verhalten, oder?
Natürlich. Die Hergabe von Organen ist mit Ängsten verbunden, das kann sicher jeder nachvollziehen. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich, so habe ich gelesen, vor der Nierenspende an seine Frau über Risiken und Nebenwirkungen seine Gedanken gemacht. Was ich absolut richtig finde. Trotzdem halte ich es für einen guten Weg, dieses brisante Thema in eine Komödie voll Charme, Humor und Sex-Appeal einzubinden. Und wer weiß? Vielleicht lassen sich die Menschen auf unterhaltsame Weise sogar eher zum Nachdenken anregen als über einen Fachartikel.
In Deutschland wird über die Widerspruchsregelung diskutiert. Wie denken Sie darüber? Ich bin ein großer Befürworter dieser Regelung. Wenn jeder, der nicht explizit Nein sagt, automatisch zum Organspender wird, fordert das zur Beschäftigung mit einem Thema heraus, dem sich jeder Bürger stellen sollte. Mit Ignoranz und Nichtstun kommen wir jedenfalls nicht weiter.
Haben Sie denn einen Organspendeausweis im Portemonnaie stecken?
Ja. In meinem Ausweis stand bis vor Kurzem ein Nein. Ich war skeptisch und dachte mir, ich will, wenn ich tot bin, in Ruhe gelassen werden. Aber seit zwei Monaten laufe ich jetzt als Ja-Sager durch die Welt. Übrigens ist das Ausfüllen eines solchen Ausweises auch ein guter Anlass, sich mal konkret mit der eigenen Spendenbereitschaft zu beschäftigen. Themawechsel. Sie haben Ihre Karriere ausschließlich vor der Kamera gemacht. Wie aufregend war Ihr Bühnen-Debüt?
Den Wunsch, Theater zu spielen, hatte ich eigentlich immer. Stärker allerdings war die Angst, auf der Bühne zu versagen. Erst 2016 habe ich es geschafft, und eine überschaubare Rolle in Worms angenommen. Dieser Sprung ins kalte Wasser war eine echte Befreiung. Ich bin überglücklich, dass sich gerade eine Alterskarriere am Theater anbahnt. Auf den Brettern stehen, eine Rolle spielen und Kontakt zum Publikum zu haben, ist einfach toll. Ich freue mich schon auf Hamburg!
DAS INTERVIEW FÜHRTE BRIGITTE SCHOLZ
➤ Komödie Winterhuder Fährhaus: bis 7.4., div. Termine u. Uhrzeiten, Karten 13 bis 47,50 Euro,
Tel. 48 06 80 80
Den Wunsch, Theater zu spielen, hatte ich immer. Stärker allerdings war die Angst zu versagen.
Dominic Raacke