Der Hunde-Boom
Immer mehr registrierte Vierbeiner in Hamburg. Dafür gibt es viele Gründe ...
Es kläfft, es bellt, es winselt: Hamburg ist nicht nur was Zweibeiner angeht, eine wachsende Stadt, sondern auch in Sachen Vierbeiner. Es gibt immer mehr Hunde in der Elbmetropole! Schon 85000 Bellos sind im Hunderegister eingetragen. Das sind 40 Prozent mehr als 2012. Ein neuer Rekord!
Der Zuwachs der Fellnasen bedeutet auch einen Geldsegen für die Stadt: Laut einer Anfrage des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Dennis Thering stiegen die Hundesteuereinnahmen allein im vergangenen Jahr um 5,5 Prozent auf 4,2 Millionen Euro. „Der Senat muss deutlich mehr Auslaufflächen schaffen“, meint Thering.
Das findet auch Tina Tschürtz, Trainerin der Hundeschule „Hundeversität“und Sachverständige der Stadt Hamburg. Allerdings, so Tschürtz: „Wer den Hundeführerschein hat, der hat auch mehr Flächen zur Verfügung.“
Für Tschürtz liegt die Zunahme an Hunden in der Stadt nicht an einer gesteigerten Tierliebe der Hamburger. „Es liegt einfach daran, dass immer mehr Bürger der Meldepflicht nachkommen“, sagt Tschürtz. Die soziale Kontrolle habe durch die strengeren Regelungen in Sachen Leinenpflicht, Maulkorb oder Kot-Entsorgung zugenommen.
„Die Halter haben Angst, von Nachbarn oder Passanten beim Ordnungsamt angeschwärzt zu werden“, so Tschürtz. Schließlich drohen empfindliche Strafen, wenn auffliegt, dass der Hund nicht gemeldet ist.
Aber auch andere Faktoren könnten laut der Expertin eine Rolle spielen. „Immer mehr Städter wünschen sich mehr Nähe zur Natur“, sagt Tschürtz. Ein Hund bringe die Menschen vor die Tür – bei Wind und Wetter und auch nachts. „Plötzlich sieht man wieder die Sterne oder ein Eichhörnchen, das man ohne die Reaktion des Hundes gar nicht wahrgenommen hätte.“
Für manche ihrer Kunden sei der Hund aber auch ein Kind-Ersatz. Hasso statt Hannes. Diese Halter profitierten auch davon, dass immer mehr Arbeitgeber Hunde im Büro zulassen. Und davon, dass es immer mehr Betreuungsangebote für Vierbeiner gebe – sogenannte „Hutas“(Hunde-Tagesstätte) und Gassi-Services.
„Ich rate allerdings zur Vorsicht bei diesen Services“, sagt Tschürtz. Anders als im Kindergarten hätten Hunde-Gruppen keine feste Zusammensetzung. „Montags kommt Bello, Dienstag Fritzi – das ist für die Hunde stressig und sorgt für Rivalitäten und Konflikte.“Ein Drittel der Hunde, die zu ihr in die „Hundeversität“kämen, seien welche aus einer Fremdbetreuung.
Im übrigen würden Hunde bis zu 20 Stunden am Tag schlafen. Folge: Während ihrer aktiven Phasen sind sie in der Betreuung und bekommen keine Aufmerksamkeit durch ihren Halter. Zu Hause haben sie auch keinen Kontakt zum Halter, weil sie dann schlafen. Tschürz: „Wer sich nicht um seinen Hund kümmern kann, sollte sich auch keinen zulegen.“
Lieblingshund der Hamburger ist laut Register der Labrador Retriever. Er gilt als besonders gutmütig und freundlich. Dennoch gab es laut einer vorläufigen Statistik im vergangenen Jahr 125 Beißvorfälle in der Stadt. Die meisten Passanten wurden in Wandsbek gebissen. Am häufigsten schnappten Mischlingshunde zu.
Die Zahl der Vorfälle nimmt allerdings ab. 2017 hatten noch 166 Tiere zuge- bissen. Tina Tschürtz beobachtet eine Abnahme von Konflikten zwischen Hunden und Passanten. „Aufgrund des öffentlichen Drucks sind die Halter vorsichtiger geworden“, so die Hundetrainerin aus St. Pauli. Schon wenn der Hund belle, hätten viele das Gefühl, unter der Beobachtung von Passanten zu stehen. Problematische Tiere würden vom Ordnungsamt kontrolliert und im Zweifel zu Trainern wie ihr in die Hundeschule geschickt. „Halter lernen dann, wie man einen Hund so führt, dass er keine Gefahr für die Allgemeinheit darstellt.“