„Der Fußball ist manchmal gnad
Nach der Demütigung in der Hinrunde trifft der HSV erneut auf Regensburg. In der MOPO spricht Jahn-Coa
Für den HSV war es bislang das mit Abstand bitterste Erlebnis in dieser Saison. Als Spitzenreiter empfingen die Hamburger im September 2018 Jahn Regensburg im Volkspark. Ein klarer Sieg wurde erwartet, am Ende setzte es eine 0:5-Demütigung. Nie zuvor hatten die Hamburger höher im eigenen Stadion verloren. Am Sonntag gibt es das Wiedersehen in Regensburg. Die MOPO sprach mit Jahn-Coach Achim Beierlorzer.
MOPO: Mit welchen Gedanken blicken Sie auf den 23. September 2018 zurück?
Achim Beierlorzer: Mit sehr schönen Erinnerungen. Das war ein Spiel, das wie gemalt war. Wir haben 5:0 beim großen HSV gewonnen. Es war der Wahnsinn.
Kamen Sie sich damals an der Seitenlinie wie im falschen Film vor?
Das würde ich so nicht sagen. Wir wussten, was uns in Hamburg taktisch erwartet und haben dann einfach ein sehr gutes Spiel gemacht. Der Fußball ist manchmal gnadenlos. Dieses Spiel war gnadenlos. Was der HSV für eine gewaltige Wucht hat, habe ich erst nach dem Spiel wahrgenommen. Überall wurde über das Spiel berichtet. Es gab auch viel internationale Presse. Da merkt man, dass der HSV ein gewaltiges Renommee hat und ein internationaler Top-Verein ist. Holstein Kiel hat in dieser Saison gezeigt, dass man den HSV trotzdem auch gleich zweimal deutlich schlagen kann. Sind die Kieler jetzt ein Vorbild für ihr Team?
Nein, jedes Spiel ist eigen, da wollen wir uns mit keinem vergleichen. Ich kann nur sagen, in dieser Liga hat man auch in jedem Spiel seine Chancen. Es ist schön, dass der große HSV jetzt nach Regensburg kommt. Erstarren werden wir deswegen aber nicht. Duisburg hat als Tabellenletzter in dieser Saison schon in Köln gewonnen. Der HSV wird sicher nicht mal kurz nach Regensburg fahren und hier die Punkte mitnehmen. So leicht geht das nicht.
Ist noch mal ein 5:0-Sieg möglich?
Das ist unvorstellbar, aber das war es auch vor dem Hinspiel schon. Solche Gedanken machen wir uns aber auch überhaupt nicht. Wir brauchen Punkte, um in der Liga zu bleiben, der HSV braucht Punkte, um den Aufstieg zu schaffen. Nur darum geht es.
Glauben Sie, dass die Hamburger aufgrund des Hinspiels besonders motiviert in das Spiel gehen werden und etwas wiedergutmachen wollen?
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich kann mir auch vorstellen, dass Trainer Hannes Wolf extra noch mal an das erste Spiel erinnern wird. Letztlich geht der HSV in der Zweiten Liga ja in jedes Spiel als absoluter Favorit. Sie haben das klare Ziel und auch den Druck, direkt wieder in die Bundesliga aufsteigen zu müssen. Die Gegner sind gegen den HSV immer noch mal extra motiviert. Auch bei uns ist die Motivationslage natürlich nicht so schlecht. Die ganze Situation ist für den HSV auch nicht so einfach, ich habe es selbst in ähnlicher Form mit Leipzig erlebt.
Werden Sie ihrer Mannschaft denn noch mal das Hinspiel zeigen? Nicht komplett und ganz sicher auch nicht nur die Tore. Beim HSV hat sich durch den Trainerwechsel die Spielweise ein bisschen verändert. Es wird aber immer noch versucht, spielerisch durch das Mittelfeld zu kommen. Da können wir einiges abrufen, was wir im Hinspiel gezeigt haben. Die Art und Weise, wie wir da unterwegs waren, ist gut gewesen und kann auch ein Beispiel dafür sein, wie wir es wieder schaffen können. Steht der HSV Ihrer Meinung nach zu Recht auf Platz eins?
Nach 22 Spielen lügt die Tabelle ganz sicher nicht mehr. Die Mannschaften, die jetzt oben stehen, haben es auch verdient. Die Qualität in der Mannschaft des HSV ist herausragend. Sie spielen effektiv und haben sich im Laufe der Saison immer mehr stabilisiert. Der HSV steht zu Recht auf Platz eins. Es wäre eine Überraschung, wenn Sie am Ende den Aufstieg nicht schaffen würden. Sie haben eine hohe Effektivität, gewinnen auch nicht so gute Spiele wie gegen Dresden. In Heidenheim hat man zuletzt allerdings auch wieder gesehen, dass es möglich ist, gegen den HSV Tore zu schießen und so vielleicht auf die Siegerstraße zu kommen.