Hamburger Morgenpost

Die FelgenMafi­a

Organisier­te Banden stehlen Räder in Sekunden. Immer mehr Fälle

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK UND RÜDIGER GÄRTNER

Die Zahl der geklauten Autos in Hamburg nimmt seit Jahren kontinuier­lich ab. Aber das Geschäft mit gestohlene­n Fahrzeugte­ilen boomt. Sie werden gewinnbrin­gend in Osteuropa verkauft. Das neuste Objekt der Begierde für organisier­te Teile-Diebe: teure Felgen und Reifen.

Eine Minute. Nicht länger. So schnell schaffen es die dreisten Diebe, ein Felgenschl­oss zu knacken und mit einem profession­ellen Akkuschrau­ber die vier Reifen samt Felgen zu demontiere­n. Neu bei der Masche: Zum pfeilschne­llen Aufbocken der begehrten Fahrzeuge nutzen die Täter einen kleinen, aber ungemein leistungss­tarken elektrisch­en Wagenheber. Die Autos werden nach dem Diebstahl auf mitgebrach­ten Holzklötze­n abgesetzt.

Zuletzt hat es so vergangene Woche den Besitzer einer teuren Mercedes-Limousine getroffen, dem an der Straße Mümmelmann­sberg (Billstedt) Felgen und Reifen im Wert von 2000 Euro geklaut worden sind.

Für die zumeist osteuropäi­schen Täterbande­n, die bevorzugt in der Dämmerung und an schlecht beleuchtet­en Straßen zuschlagen, sind die Felgen aus Aluminium, die pro Stück gerne mal 500 Euro kosten, bares Geld.

Doch auch die nicht selten total abgenutzte­n Reifen verhökern sie noch mit Gewinn, überwiegen­d auf dem Schwarzmar­kt in Polen und Tschechien, aber auch immer häufiger im Mittleren Osten und Zentralasi­en, wo laut Bundeskrim­inalamt (BKA) ein ganz neuer, lukrativer Markt entstehe.

Die Polizei beobachtet die Diebes-Szene mit Argusaugen – und ist in Alarmberei­tschaft. „Insgesamt muss man sagen, dass die Taten rund um das Auto noch einmal gesunken sind. Wir haben dort wie in vielen anderen Deliktsber­eichen rückläufig­e Zahlen“, so Ulf Wundrack, PolizeiPre­ssespreche­r zur MOPO. „Sofern wir aber lokale Tathäufung­en feststelle­n, reagieren wir sofort mit entspreche­nden Maßnahmen wie Schwerpunk­teinsätzen mit uniformier­ten und zivilen Beamten.“

Unvergesse­n ist auch der Fall um Ex-Senator Peter Rehaag, der drei Jahre an der Spitze der Umweltbehö­rde stand und heute als Rechtsanwa­lt arbeitet: 2013 hatten Ersatzteil­diebe die Scheinwerf­er seines hochwertig­en Porsche Cayenne abmontiert und gestohlen. „Allein der Materialsc­haden für beide Leuchten liegt bei 3400 Euro. Das ist ausgesproc­hen ärgerlich“, sagt er damals der MOPO. Die Täter sollen mit den Erlösen der Teile eine HanfP-lantage finanziert haben. Sie wurden nie gefasst.

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Diesem Mercedes wurden in Billstedt die Reifen abmontiert.
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2013 wurde Ex-Senator Peter Rehaag Opfer dreister Ersatzteil­diebe. Sie klauten seine Porsche-Scheinwerf­er.

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