Die FelgenMafia
Organisierte Banden stehlen Räder in Sekunden. Immer mehr Fälle
Die Zahl der geklauten Autos in Hamburg nimmt seit Jahren kontinuierlich ab. Aber das Geschäft mit gestohlenen Fahrzeugteilen boomt. Sie werden gewinnbringend in Osteuropa verkauft. Das neuste Objekt der Begierde für organisierte Teile-Diebe: teure Felgen und Reifen.
Eine Minute. Nicht länger. So schnell schaffen es die dreisten Diebe, ein Felgenschloss zu knacken und mit einem professionellen Akkuschrauber die vier Reifen samt Felgen zu demontieren. Neu bei der Masche: Zum pfeilschnellen Aufbocken der begehrten Fahrzeuge nutzen die Täter einen kleinen, aber ungemein leistungsstarken elektrischen Wagenheber. Die Autos werden nach dem Diebstahl auf mitgebrachten Holzklötzen abgesetzt.
Zuletzt hat es so vergangene Woche den Besitzer einer teuren Mercedes-Limousine getroffen, dem an der Straße Mümmelmannsberg (Billstedt) Felgen und Reifen im Wert von 2000 Euro geklaut worden sind.
Für die zumeist osteuropäischen Täterbanden, die bevorzugt in der Dämmerung und an schlecht beleuchteten Straßen zuschlagen, sind die Felgen aus Aluminium, die pro Stück gerne mal 500 Euro kosten, bares Geld.
Doch auch die nicht selten total abgenutzten Reifen verhökern sie noch mit Gewinn, überwiegend auf dem Schwarzmarkt in Polen und Tschechien, aber auch immer häufiger im Mittleren Osten und Zentralasien, wo laut Bundeskriminalamt (BKA) ein ganz neuer, lukrativer Markt entstehe.
Die Polizei beobachtet die Diebes-Szene mit Argusaugen – und ist in Alarmbereitschaft. „Insgesamt muss man sagen, dass die Taten rund um das Auto noch einmal gesunken sind. Wir haben dort wie in vielen anderen Deliktsbereichen rückläufige Zahlen“, so Ulf Wundrack, PolizeiPressesprecher zur MOPO. „Sofern wir aber lokale Tathäufungen feststellen, reagieren wir sofort mit entsprechenden Maßnahmen wie Schwerpunkteinsätzen mit uniformierten und zivilen Beamten.“
Unvergessen ist auch der Fall um Ex-Senator Peter Rehaag, der drei Jahre an der Spitze der Umweltbehörde stand und heute als Rechtsanwalt arbeitet: 2013 hatten Ersatzteildiebe die Scheinwerfer seines hochwertigen Porsche Cayenne abmontiert und gestohlen. „Allein der Materialschaden für beide Leuchten liegt bei 3400 Euro. Das ist ausgesprochen ärgerlich“, sagt er damals der MOPO. Die Täter sollen mit den Erlösen der Teile eine HanfP-lantage finanziert haben. Sie wurden nie gefasst.