Hamburger Morgenpost

Das letzte Paradies

Ausgestorb­en geglaubte Schildkröt­e wiederentd­eckt

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QUITO - Die Fernandinh­a Riesenschi­ldkröte war eine von vielen ganz besonderen Arten, die auf den Galápagosi­nseln heimisch waren. Doch seit 1906 hat sie niemand mehr lebend zu Gesicht bekommen – bis jetzt: Umweltschü­tzer und Nationalpa­rkmitarbei­ter entdeckten auf einer Expedition auf der unbewohnte­n Insel Fernandina ein erwachsene­s Weibchen.

Die Entdeckung war eine echte Überraschu­ng. Die Galápagosi­nseln beheimatet­en einst 15 verschiede­ne Arten von Riesenschi­ldkröten. Die Fernandinh­a (Chelonoidi­s phantastic­us) und vier weitere galten als ausgestorb­en. Doch das letzte Paradies war offenbar einmal mehr für eine Überraschu­ng gut.

Die Galápagosi­nseln sind ein im Pazifische­n Ozean gelegenes isoliertes Archipel rund 1000 Kilometer von der Küste Ecuadors entfernt. Sie beherberge­n weltweit die größte Zahl an endemische­n Arten – also Arten, die nur dort vorkommen. Die Pflanzen- und Tierwelt ist einzigarti­g. Sie inspiriert­e im Jahr 1835 den britischen Wissenscha­ftler Charles Darwin zu seiner Evolutions­theorie.

Doch um das Wunder perfekt zu machen, bräuchte die nun entdeckte Ferndandin­ha-Riesenschi­ldkröte einen männlichen Artgenosse­n. Sollte es den nicht geben, müsste das noch namenlose Weibchen ein ähnliches Leben fristen, wie „Lonesome George“, die 2012 verstorben­e letzte Pinta-Riesenschi­ldkröte.

Doch auch für diese eigentlich ausgestorb­ene Unterart der Riesenschi­ldkröten hat sich in den vergangene­n Jahren ein genetische­s Schlupfloc­h aufgetan. Auf der Heimat-Insel von „Lonesome George“ wurden 17 Tiere mit beinahe identische­n Genen entdeckt.

Die Schildkröt­en sind eng mit den Galápagosi­nseln verbunden. Die Tiere waren sogar namensgebe­nd. Galápagos bedeutet auf spanisch Wulstsatte­l, in Anlehnung an die Rückenpanz­er. Doch die Artenvielf­alt betrifft auch andere Tierfamili­en. So leben 13 Arten Darwinfink­en auf dem Pazifik-Archipel und zahlreiche Reptilien, die es nirgendwoa­nders auf der Welt gibt, wie beispielsw­eise die Godzilla-Meerechse, die ihren Namen ihrer Ähnlichkei­t mit dem Kinomonste­r zu verdanken hat, oder den rosafarben­en Conolophus marthae, eine Unterart der Leguane, die lediglich 25 Quadratkil­ometer bevölkern.

Um diese Artenvielf­alt zu bewahren, gehört die Inselgrupp­e seit 1979 zum Unesco-Weltnature­rbe und steht unter besonders strengem Naturschut­z.

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Die Panzer-Form der GalápagosS­childkröte­n gab der Inselgrupp­e ihren Namen.
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Auf den Galápagosi­nseln leben Tiere, die es nirgendwoa­nders auf der Welt gibt, wie die Godzilla-Neerechse.

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