Der tägliche Ebay-Irrsinn
Pleiten, Pech und Pannen:
Von TRISTAN VERGEZ-LARROUGET
„Was isch letzte Preis?“Kommt Ihnen das bekannt vor? In der Welt von Marcel M. sind solche Sätze Alltag. Der Hamburger ist der Betreiber der beliebten Facebook-Seite „BestOf leinanzeigen“, ein Ort für absurde Verhandlungen, für merkwürdige Produkte und häuf g auch für amüsante Gespräche.
Der 26-Jährige, der im Westen der Stadt aufgewachsen ist, unterhält gerne seine Verwandten und Freunde. In seiner Freizeit sammelt er Kuriositäten, die er im Internet findet, teilt sie auf anderen Seiten – und erhält Zuspruch.
Vor knapp einem Jahr gründet er seine FacebookSeite „BestOf leinanzeigen“und hat damit großen Erfolg. Beinahe eine halbe Million Leute folgen ihm, freuen sich über immer neue witzige Anzeigen, die M. aufgestöbert hat. Auch in der Foto-Community Instagram sind es mittlerweile mehr als 200 000 User, die ihn abonniert haben.
„Die Idee war, eine zentrale Seite zu erstellen, die es zu dem Zeitpunkt nicht gab, und ich habe einen Nerv getroffen“erklärt M. bei seinem Besuch in der MOPO. „Es war eigentlich einfach und musste nur umgesetzt werden“, führt er aus. Gesagt, getan.
Schon zur Anfangszeit erhält der Betreiber am Tag 200 bis 300 Zuschriften von Fans, die Ebay durchforstet haben. Nach vier Wochen kann er sich vor Einsendungen kaum retten. Bis zu drei Stunden ist er fortan täglich damit beschäftigt, die Bilder und Texte zu sortieren. Die Quote: Von etwa 100 Bildern bleiben maximal zwei übrig. „Ich habe ein gutes Gespür entwickelt, was die Leute witzig finden.“M. bekommt häufig die gleichen Ausschnitte zugesendet, „die Knaller sowieso“. Oft schreibt der „Kleinanzeigen“-Manager auch eine Kurz-Geschichte dazu, um die Menschen zu amüsieren und eine gewisse Nähe zu schaffen.
Auch wenn viele Anzeigen ganz offensichtlich erfunden sind, wie die Verkaufsannonce, bei der jemand einen f iegenden Teppich angeboten hatte – rund 80 Prozent der Annoncen sind wirklich echt, so schätzt Marcel M. Er hat Mechanismen entwickelt, um absichtlich gefälschte Dialoge zu erkennen: Ein Merkmal ist die Dauer der Konversation unter der Anzeige. Wenn diese beispielsweise binnen weniger Minuten stattfindet, dann ist die Anzeige vermutlich Humbug. „Das passiert bei echten Anzeigen nicht, meist geht die Konversation da über mehrere Stunden oder Tage“sagt M.
Um die Kleinanzeigen hat sich schon fast ein kleiner Kult entwickelt, mit einer eigenen Sprache. Der Hamburger hat aus einem Hobby eine Berufung gemacht. Und weil es so gut läuft, kommt bald auch ein Buch auf den Markt. Der letzte Preis ist auch hier noch offen. Zum Einstieg wird das Taschenbuch aber 9,99 Euro kosten.