Erst VerkehrsKasper für Alte
Weil immer mehr Senioren auf der Straße verunglücken: Hamburgs Polizei startet bundesweit einmaliges Projekt mit Puppe
13 Senioren starben im vergangenen Jahr in Hamburg im Straßenverkehr, fast 1000 wurden verletzt.
Alarmierende Zahlen, die seit Jahren kontinuierlich steigen. Hamburgs Polizei hat jetzt einen Senioren-Beauftragten eingesetzt, der
für mehr Aufklärung und Prävention bei Hamburgs Rentnern
gen soll. Und der hat mit
„Herrn Maschke“einen
ganz speziellen Mitarbeiter... Bei dem handelt es sich nämlich um eine Handpuppe. Der grauhaarige Herr mit
Mütze und Cordweste stammt von der Bergedorfer Firma „Living Puppets“und in der Hand des neuen Seniorenbeauftragten Jörg Naused (52) wird er zu einem launigen Verkehrserzieher. „Ich versuche so, unser Anliegen auf humorvolle Art und ohne erhobenen Zeigefinger rüberzubringen“so Oberkommissar Naused.
Sein Vortrag fängt dann oft so an: „Ich heiß Wilfried Maschke, bin 77
Jahre alt, lebe im wunderschönen Hamburg und ich erzähl Ihnen mal ein büschen was über den Verkehr, der ist ja ganz schön wuselig geworden, nech ...“Hintergrund des ungewöhnlichen Schritts mit der Puppe ist die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der schweren Senioren-Unfälle von den älteren Menschen selbst verursacht wurden. Oft fehlt ein kritischer Blick auf die eigenen Fähigkeiten und körperlichen Möglichkeiten. Der Polizei ist es dabei ein wichtiges Anliegen, die Senioren lange mobil zu halten und sie nicht abzuhalten, am Verkehr
teilzunehmen. Es gehe auch nicht darum, sie dazu zu bewegen, den Führerschein abzugeben. Allerdings sollen die Senioren auch überlegen, ob man beispielsweise im Hamburger Berufsverkehr oder bei Dunkelheit unbedingt noch Auto fahren oder nicht lieber Bus und Bahn nutzen sollte. Denn die Autofahr-Probleme im Alter fangen häufig schon beim „Schulterblick“an, den Senioren
eben nicht mehr so gut hinbekommen. In so einem Fall appelliert die Polizei an die Betroffenen, sich mit dem Hausarzt zu besprechen. Er sollte auch erster Ansprechpartner sein, wenn es darum geht, in welcher Form verordnete Medikamente dazu führen können, dass man im Straßenverkehr deutlich eingeschränkt ist oder gar nicht mehr fahren kann und darf.
„Medikamente sind ein Mega-Thema“, sagt Seniorenbeauftragter Naused. Bei seiner ersten Infoveranstaltung mit „Herrn Maschke“sprach er bereits vor einigen Wochen in der
Aula der Schule FünfhausenWarwisch in den Vier- und Marschlanden vor etwa 40 Senioren. Seine Botschaft: „Ich möchte, dass die Menschen ein besseres Gefühl für sich selbst und ihre noch vorhandenen Fähigkeiten entwickeln und nicht abzublocken, wenn Verwandte oder Bekannte sie auf Probleme hinweisen.“ Der Polizist rät dazu, vor allem die Augen regelmäßig überprüfen zu lassen. „Es geht uns darum, die Menschen mobil zu halten, aber auch Unbeteiligte vor Unfällen zu schützen“, so Naused. Um Fußgänger zu schützen, empfiehlt die Polizei sogenanntes „Reflex-Garn“, das die Sichtbarkeit von dunkler Oberkleidung stark erhöhen kann. Neben dem Seniorenbeauftragten kümmern sich auch 90 speziell ausgebildete Fußstreifenbeamte in den Stadtteilen um Senioren und klären sie regelmäßig auf Veranstaltungen in Altentagesstätten auf. Auch spezielle Fahrrad-Trainings für Ältere werden angeboten. Polizeisprecherin Evi Theodoridou bringt es auf den Punkt: „Durch unseren Einsatz erhoffen wir uns, das Vertrauen der Senioren zu gewinnen und ihnen Lösungswege für ihre sichere Teilnahme am Verkehr nahezubringen.“