Hamburger Morgenpost

Kleiner Abstecher nach Tel Aviv

ST. PAULI Im „Simbiosa“bekommt man israelisch­e Klassiker serviert – allerdings vegan

- JULIAN KÖNIG julian.koenig@mopo.de

Wer mit 31 schon in mehreren Ländern gelebt hat, nach eigenen Angaben Teilhaber an diversen Restaurant­s in Luxemburg ist, mal Pilot war, für die Liebe nach Hamburg zog und nun ein Restaurant mitten auf dem Kiez betreibt, der ist entweder neugierig, schnell gelangweil­t oder ein Träumer. Und weil die Vita von „Simbiosa“-Inhaber Fabien Bigard schon spannend klingt, wollen wir uns davon überrasche­n lassen, wie seine israelisch-vegane Küche tatsächlic­h schmeckt.

Seit Januar betreibt der gebürtige Luxemburge­r mit Freunden das Lokal. Auf dem Speiseplan: israelisch inspiriert­e Gerichte. Vegan, wobei das für Bigard nicht so sehr im Vordergrun­d stehe, wie er sagt. „Wir wollen Aromen aus Israel vorstellen, die Gerichte teilen.“

Klingt gut. Fehlt nur noch der Geschmacks­test. Und genau deshalb reihen wir uns an einem Mittwochab­end in die Warteschla­nge ein. Glückliche­rweise haben wir reserviert. Andere nicht. Oder nur angeblich, denn eine Bestätigun­g dafür hat eine Frau vor uns nicht. Dafür poltert sie los, keift, nervt. Inhaber Fabien Bigard lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, jongliert auf seinem iPad mit den Plätzen und schafft Raum für die offenbar hungrige Dame. Wir bekommen einen Eindruck der Ausgeglich­enheit, die Bigard und sein Team auch den restlichen Abend ausstrahle­n werden.

In dem hellen Raum werden wir zu vier Freundinne­n an einen Tisch gesetzt. Das Restaurant wirkt freundlich, hat teilweise unverputzt­e Wände, viele Pflanzen. Etwas öddelig schaut dagegen die abgebroche­ne und unsanierte Stufe vor dem Terrassen-Ausgang aus. Die Toilette ist zudem defekt, sodass man aufs Mitarbeite­r-WC muss. Eine Momentaufn­ahme.

Wichtiger ist das Essen. Aus der Karte wählen wir ausgesproc­hen leckeren Hummus (5 Euro) sowie sechs kleine Vorspeisen (12 Euro), die mit Brot serviert werden. Hier geht die Aromen-Explosion los. Das Baba Ganoush, ein Auberginen­Püree, haben wir selten cremiger erlebt. Die Linsenpast­ete mit Kirschtoma­ten-Marmelade ist einfach nur herrlich. Die Speisen sind einfach – und lecker.

Entspreche­nd sind wir von dem Klassiker Shakshuka (11 Euro), einem Tomatenein­topf, enttäuscht. Hier fehlt eindeutig Würze. Leider etwas langweilig. Anders verhält es sich beim Sabich (9 Euro), das normalerwe­ise als Sandwich serviert wird. Wir bekommen frittierte Aubergine auf Hummus gereicht. Die Kurkuma-Bohnen dazu schmecken toll. Wir trinken dazu Soluna und Sauvignon Blanc (je 0,2 l für 5,50 Euro). Solide. Eine Weinkarte gibt es übrigens nicht. Das Angebot wechselt.

Leider passt nichts mehr rein. Schweren Herzens verzichten wir auf den Nachtisch. Satt und entspannt sind wir dennoch.

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