Der Sanfte fürs Grobe
Den neuen Range Rover Evoque gibt es nur noch als Fünftürer und mit hohem Dieselanteil
Ein erfolgreiches Produkt noch besser zu machen, ist eine heikle Aufgabe. Doch dieser Anspruch musste die Entwickler leiten, als sie begannen den Nachfolger für den Range Rover Evoque zu entwerfen. Rund 800 000 Exemplare wurden von der ersten Generation bereits verkauft.
Land Rover hält auch künftig unverdrossen zum Diesel und bietet ein sieben Antriebe umfassendes Motorenprogramm, wovon drei Ottomotoren sind. Die Einstiegsversion, der Selbstzünder mit 150 PS, ist auch mit Frontantrieb und Handschaltung zu haben, alle anderen greifen auf Allradantrieb und 9Gang-Automatik zurück. Im vergangenen Jahr gingen mehr als 82 Prozent der deutschen Neuanmeldungen auf das Konto von Dieselantrieben, so viel wie nur bei wenigen anderen Personenwagen.
Man muss schon sehr genau hinsehen, um den Nachfolger vom Erstling unterscheiden zu können. Das ist auch gut so, denn das stilprägende Design war von Beginn an einer der Erfolgsgaranten des kompakten SUVs. 21 Millimeter mehr Radstand fallen kaum auf. Eher schon 100 mm mehr Karosseriebreite. Mit Spiegeln misst er jetzt 2,10 Meter, was ihn zum Beispiel in Autobahnbaustellen auf die rechte Spur verbannt. Die Höhe blieb nahezu unverändert, die Kofferraumkapazität wuchs auf 590 Liter. Dank einer veränderten Hinterachskonstruktion wurde die Ladefläche breiter, die geöffnete Luke lässt 105 cm Platz und die Beladekante liegt bei 72 cm.
Als kleiner Bruder des im vergangenen Jahr vorgestellten Modells Velar fällt es dem Evoque leicht, Bewährtes aus dessen Technik-Portfilio zu zitieren. Die schmalen Frontscheinwerfer, die versenkbaren Türgriffe und die Cockpit-Architektur mit den verschiedenen Bildschirm-Ebenen etwa. In die zweite Generation nicht geschafft hat es jedoch der Drehsteller für die Gangwahl am Automatik-Getriebe. Das ausfahrbare Bedienteil gehörte zu den typischen Kennzeichen der Marke, weshalb es unverständlich erscheint, auf eine solche Einzigartigkeit zu verzichten. Der Wechsel zu einem Ganghebel herkömmlicher Gestaltung sei auf Kundenwünsche zurückzuführen, heißt es vonseiten der Verantwortlichen.
Der Allradantrieb ist so aufgebaut, dass der Wagen, der ohne besondere Anforderungen als Fronttriebler unterwegs ist, bei rutschigem Untergrund die Hinterachse zuschaltet. Steile Berganund -abfahrten meistert er souverän und so weit automatisch, dass der Fahrer nur noch das Lenkrad im Griff zu halten braucht.
Die Benziner-Versionen des Evoques sind als Mild-Hybrid ausgelegt, wo mittels eines 48Volt-Bordnetzes ein elf Kilowatt starker Starter-Generator dafür sorgt, dass der Wagen die beim Bremsen oder im Schiebebetrieb zurückgewonnene Energie zum Beschleunigen verwenden kann. Rund sechs Prozent Spriteinsparung und acht Gramm Kohlendioxid weniger auf jedem Kilometer verspricht der Hersteller. Die Steuergeräte regeln den Einsatz der Elektrik so, dass unterhalb einer Geschwindigkeit von 17 km/h der Verbrennungsmotor abgeschaltet wird und die fahrund sicherheitsrelevanten Systeme dann von der Batterie am Leben erhalten werden.
So unauffällig die Veränderungen des Äußeren anmuten, so radikal fiel die Evolution im Innenraum aus. Eine große Zahl von Tasten, Knöpfen, Drehschaltern und Reglern – in der ersten Generation noch Ausweis von technischer Kompetenz und vielfältigen Steuerungssmöglichkeiten – ist entfallen. Deren Funktionen werden von Touchflächen übernommen, die erst sichtbar sind, wenn die Zündung eingeschaltet ist und die Monitore hochfahren. Die Rückmeldung zur Aktivierung der Funktionen erfolgt ausschließlich visuell, eine haptische Reaktion der Tasten fehlt.
In Deutschland wird der neue Range Rover Evoque ab 37350 Euro angeboten. Nur die wenigsten Exemplare werden ab 6. April für diesen Betrag zu den Kunden kommen, denn die sind erfahrungsgemäß sehr spendabel, wenn es um Sonderausstattungen geht. In der Vergangenheit schaffte es der Hersteller mittels geschickten Marketings, den Durchschnittspreis der in Deutschland verkauften Fahrzeuge auf 55 000 Euro zu schrauben.
Viele können sich das leisten, denn – auch das hat die RangeRover-Marktforschung herausgefunden – die Kunden sparen an anderer Stelle: Mehr als zwei Drittel haben keine Kinder.