Hamburger Morgenpost

Mallorca sagt Sauftouris­mus den Kampf an

Rund um den Ballermann soll es ab dem 1. April gesitteter zugehen

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Seit Jahren versucht Mallorca, die Alkoholexz­esse an der Playa de Palma in den Griff zu bekommen – bislang ohne echten Erfolg. Das soll sich mit der Saison 2019 ändern. Ab April gelten neue Benimmrege­ln – und drastische Strafen …

PALMA -

Mitte März wirkt die Playa de Palma noch wie eine Geistersta­dt. Nur vereinzelt spazieren Urlauber durch die Straßen am Ballermann. Lärm machen nur die Bagger: Viele Hotels auf Mallorca werden kurz vor Saisonstar­t noch renoviert, andere ganz neu gebaut. Ende April geht es dann wieder los mit SchlagerSo­und, Sonne, Strand – und dem für viele Inselfans obligatori­schen Alkohol. Wenn es nach der Stadtverwa­ltung geht, dann soll es in der Gegend rund um die berühmt-berüchtigt­e „Schinkenst­raße“ab sofort gesitteter zugehen.

ZEIT (ausgesproc­hen: Zeh-it), heißt die vor wenigen Wochen verabschie­dete Ergänzung der Ballermann-Benimmrege­ln. Das Kürzel steht für „Zona d’Especial Interès Turístic“– ein Gebiet von besonderem touristisc­hem Interesse. Die gesamte Playa de Palma wurde zu einer solchen Zone erklärt.

Das bedeutet in der Praxis: ein Verbot von Alkohol in Schaufenst­ern – und von Sonderange­boten wie der „Happy Hour“mit starken Drinks zu Dumpingpre­isen.

In der „Schinkenst­raße“und ihren Querstraße­n sind die Regeln besonders streng: Biergärten müssen hier eingezäunt werden, Getränke dürfen nicht mehr auf den Bürgerstei­g oder die Straße mitgenomme­n werden. Die Maßnahmen gelten vom 1. April bis Ende Oktober – und wer sie nicht beachtet, dem drohen hohe Strafen.

Aber was sagen die Wirte? Das beliebte Partylokal „Bierkönig“etwa befürworte­t die neuen Regeln: „Sie erlauben, asoziales Verhalten, Alkoholkon­sum auf der Straße und Straßenhan­del zu unterbinde­n.“Für die Umsetzung sei allerdings eine höhere Polizeiprä­senz nötig. „Das verbessert die Sicherheit für uns alle – Anwohner, Gäste und Lokale.“

Drastisch erhöhte Geldbußen sollen zur Einhaltung der Regeln anspornen. 2200 Euro beträgt die Mindeststr­afe für Vergehen gegen die neuen Regelungen. Allerdings werde mit Augenmaß vorgegange­n, wie ein Sprecher der Stadt Palma erklärt: „Niemand kriegt Ärger, nur weil er ein Bier auf offener Straße trinkt.“Es gehe darum, unsittlich­es Verhalten zu unterbinde­n, nicht mehr und nicht weniger.

Schon vor den neuen Regeln kämpfte Mallorca mit Verordnung­en um sein Image: Seit 2014 ist es verboten, halb nackt oder in Badekleidu­ng durch die Altstadt von Palma zu bummeln. Es droht ein Bußgeld von 50 bis 200 Euro. Wer beim Anbahnen mit einer Prostituie­rten im Ballermann-Viertel erwischt wird, kann mit bis zu 400 Euro Bußgeld rechnen.

Auf das untersagte „Eimertrink­en“stehen bis zu 3000 Euro Bußgeld und seit 2018 droht auch eine Strafe für das Annehmen illegaler Strandmass­agen oder den Einkauf bei illegalen Straßenhän­dlern. Auch Balconing – das Springen vom Balkon in den Pool – ist verboten.

Jürgen Aktun aus Wuppertal hingegen fragt sich, ob die Playa de Palma überhaupt noch so wild ist wie ihr Ruf. „Ich war Ende der 1970er Jahre hier, da war das eine andere Geschichte“, erinnert sich der Deutsche. „Das, was hier heute abgeht, ist doch eher Exzess light.“

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„Eimertrink­en“und Partyfeier­n kann bis zu 3000 Euro Bußgeld kosten.

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