Hamburger Morgenpost

Riesenärge­r wegen dieses NPD-Plakats

Wie aus zwei Mannschaft­skameraden politische Feinde wurden

- BIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Als Teenager haben sie Seite an Seite gestanden, gemeinsam für den Bramfelder SV gekickt. Heute sind die Teamkamera­den von einst erbitterte, politische Gegner: Cem Berk ist SPDAbgeord­neter in Wandsbek, Lennart Schwarzbac­h Hamburgs NPD-Chef. Und der Rechte hat das Foulen offenbar nicht verlernt …

Zumindest sorgt seine Partei mitten im Bezirkswah­lkampf für einigen Wirbel. Warum? Weil die NPD ihre Plakate immer wieder direkt über denen von Cem Berk platziert. An der Stein-Hardenberg-Straße (Tonndorf ) etwa prangt das Plakat mit der Aufschrift „Gas geben“– geschmackl­os vorm Hintergrun­d der deutschen Vergangenh­eit.

In der gleichen Straße, gegenüber der Feuerwehrw­ache, hängt ein NPD-Poster mit der Aufschrift „Stoppt die Invasion – Migration tötet“. Dass darunter der SPD-Politiker mit türkischen und nordfriesi­schen Wurzeln für seine Wiederwahl wirbt, ist ein bizarrer Anblick.

„Aus meiner Sicht dürfen wir nicht zulassen, dass Rechtspopu­listen den politische­n Diskurs in unserer Stadt prägen. Als waschechte­r Hamburger Jung setze ich mich für ein tolerantes und respektvol­les Miteinande­r ein“, sagt Berk. Das hätte er auch von Lennart Schwarzbac­h erwartet. Es habe ihn erschreckt, dass dieser nun NPD-Kandidat sei, so Berk. „Ich weiß noch, wie mein Vater ihn regelmäßig mit zum Training oder zu Spielen genommen hat.“

Wie reagiert die NPD? „Wir haben den Sachverhal­t geprüft und können ausschließ­en, dass wir NPD-Plakate immer direkt über ausgewählt­e Plakate der Systempart­eien stellen oder gestellt haben. Der Name Cem Berk ist uns nicht näher bekannt“, heißt es auf MOPO-Nachfrage.

Ob Absicht oder nicht, der NPD droht definitiv Ärger. Die Anti-Migrations­Plakate haben bereits bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die sächsische Stadt Zittau hatte diese Poster abgehängt, daraufhin hatte sich die NPD juristisch dagegen gewehrt. Das Verwaltung­sgericht Dresden hat nun jedoch entschiede­n, dass die Plakate verschwind­en dürfen – und diese Entscheidu­ng strahlt bis nach Hamburg.

Das Bezirksamt Wandsbek will jetzt gegen die Plakate vorgehen. „Wir möchten diese Plakate nicht dulden und prüfen zurzeit unsere Möglichkei­ten“, sagt ein Sprecher.

Berk, der sich politisch für Sportanlag­en, Spielplätz­e und Grünanlage­n einsetzt, fordert die Hamburger auf, zur Wahl zu gehen: „Wer das nicht tut, unterstütz­t den Weg der politische­n Auseinande­rsetzung, wo es nicht um das beste Argument geht, sondern lediglich um Diffamieru­ng und Ausgrenzun­g.“

 ??  ?? „bigration tötet“– dieses NPD-Plakat hkngt genau über dem Werbeplaka­t vom Wandsbeker SPD-Kandidaten Cem Berk.
„bigration tötet“– dieses NPD-Plakat hkngt genau über dem Werbeplaka­t vom Wandsbeker SPD-Kandidaten Cem Berk.
 ??  ?? In der Stein-Hardenberg­Straße hat die NPD ebenfalls ein Plakat über dem der SPD platziert.
In der Stein-Hardenberg­Straße hat die NPD ebenfalls ein Plakat über dem der SPD platziert.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany