Riesenärger wegen dieses NPD-Plakats
Wie aus zwei Mannschaftskameraden politische Feinde wurden
Als Teenager haben sie Seite an Seite gestanden, gemeinsam für den Bramfelder SV gekickt. Heute sind die Teamkameraden von einst erbitterte, politische Gegner: Cem Berk ist SPDAbgeordneter in Wandsbek, Lennart Schwarzbach Hamburgs NPD-Chef. Und der Rechte hat das Foulen offenbar nicht verlernt …
Zumindest sorgt seine Partei mitten im Bezirkswahlkampf für einigen Wirbel. Warum? Weil die NPD ihre Plakate immer wieder direkt über denen von Cem Berk platziert. An der Stein-Hardenberg-Straße (Tonndorf ) etwa prangt das Plakat mit der Aufschrift „Gas geben“– geschmacklos vorm Hintergrund der deutschen Vergangenheit.
In der gleichen Straße, gegenüber der Feuerwehrwache, hängt ein NPD-Poster mit der Aufschrift „Stoppt die Invasion – Migration tötet“. Dass darunter der SPD-Politiker mit türkischen und nordfriesischen Wurzeln für seine Wiederwahl wirbt, ist ein bizarrer Anblick.
„Aus meiner Sicht dürfen wir nicht zulassen, dass Rechtspopulisten den politischen Diskurs in unserer Stadt prägen. Als waschechter Hamburger Jung setze ich mich für ein tolerantes und respektvolles Miteinander ein“, sagt Berk. Das hätte er auch von Lennart Schwarzbach erwartet. Es habe ihn erschreckt, dass dieser nun NPD-Kandidat sei, so Berk. „Ich weiß noch, wie mein Vater ihn regelmäßig mit zum Training oder zu Spielen genommen hat.“
Wie reagiert die NPD? „Wir haben den Sachverhalt geprüft und können ausschließen, dass wir NPD-Plakate immer direkt über ausgewählte Plakate der Systemparteien stellen oder gestellt haben. Der Name Cem Berk ist uns nicht näher bekannt“, heißt es auf MOPO-Nachfrage.
Ob Absicht oder nicht, der NPD droht definitiv Ärger. Die Anti-MigrationsPlakate haben bereits bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die sächsische Stadt Zittau hatte diese Poster abgehängt, daraufhin hatte sich die NPD juristisch dagegen gewehrt. Das Verwaltungsgericht Dresden hat nun jedoch entschieden, dass die Plakate verschwinden dürfen – und diese Entscheidung strahlt bis nach Hamburg.
Das Bezirksamt Wandsbek will jetzt gegen die Plakate vorgehen. „Wir möchten diese Plakate nicht dulden und prüfen zurzeit unsere Möglichkeiten“, sagt ein Sprecher.
Berk, der sich politisch für Sportanlagen, Spielplätze und Grünanlagen einsetzt, fordert die Hamburger auf, zur Wahl zu gehen: „Wer das nicht tut, unterstützt den Weg der politischen Auseinandersetzung, wo es nicht um das beste Argument geht, sondern lediglich um Diffamierung und Ausgrenzung.“