„Ich habe immer noch
André Trulsen ist trotz Nicht-Aufstieg glücklich. Im September heiratet er seine Kerstin
Sieben Jahre versuchte er sich in der Fremde. Doch bei aller hinzugewonnenen Erfahrung – so richtig gut lief es bei seinen Stationen Hoffenheim, Köln, Stuttgart und Lotte nicht. Vor einem Jahr kehrte André Trulsen dann ans Millerntor zurück. In der MOPO zieht der Co-Trainer von Jos Luhukay seine Comeback-Bilanz.
„Ich bin sehr dankbar nd glücklich, dass ich wieder für den FC arbeiten darf. Das macht so richtig Laune, auch im täglichen Training und Miteinander. Und bei unseren Heimspielen kriege ich wie früher immer noch eine Gänsehaut. Nicht nur bei den Hells Bells, sondern auch, wenn ich unsere Fans erlebe und mit ihnen kommuniziere“, sagt der 53-jährige, der wie kein anderer St. Pauli-Geschichte geschrieben hat. Dreimal (1988, 1995 und 2001) ist er als Spieler in die Bundesliga aufgestiegen, als Co-Trainer von Holger Stanislawski erreichte er erst die 2. Liga (2007), dann auch die Eliteklasse (2010).
Dass es diesmal nicht hingehauen hat, bedauert der Publikumsliebling. „Am 25. Spieltag lag der jetzige Aufsteiger Paderborn noch zwölf Punkte hinter dem Zweiten HSV, wir waren sieben Punkte zurück. Das zeigt, was auch für uns möglich gewesen wäre.“
In Kurzform spricht er über die Gründe, warum es nicht geklappt hat: „Wir waren nicht konstant genug, haben die Balance zwischen Defensive und Offensive nicht hinbekommen. Die Mannschaft war noch nicht so weit, druckvoll nach vorn und präsenter Fußball zu spielen. Und sicherlich hatten wir auch mehr Verletzungspech als die Konkurrenten von oben.“Was Trulsen als Hamburger natürlich besonders weh getan hat, war das 0:4 im Derby gegen den HSV: „Das hat viel kaputt gemacht. Das war richtig enttäuschend, gerade zu Hause darf man nicht ohne Gegenwehr untergehen.“
Nun soll es einen neuen Angriff auf die Spitze geben. Luhukay setzt auf wesentlich mehr Tempo und auf die Jugend. Und da kommt auch Trulsen verstärkt ins Spiel. Sein spezieller Job: „Ich bin der Schnittstellen- und Verbindungstrainer zwischen Profis und Nachwuchs.“
Er ist einer, der durch seine braun-weiße Vergangenheit perfekt für die Werte des Kiezklubs steht. Fast täglich sieht man Trulsen, wie er die Youngster, die „oben“mittrainieren, unter seine Fittiche nimmt, Extra-Schichten mit Einzelnen oder kleinen Gruppen macht, das kleine und große Einmaleins des Fußballs mit ihnen übt. Auch durch Gespräche, mal einfühlsam, mal fordernd, bringt er die Talente voran.
Auch Trulsen ist es zu verdanken, dass mit Ersin Zehir, Florian Carstens, Finn Ole Becker und neuerdings auch Luis Coordes Hochbegabte dabei sind, sich durchzusetzen.
Dass er als Assistent im Gegensatz zu Markus Gellhaus nicht auf der Trainerbank sitzt, stört ihn nicht. Trulsen: „Das hat sich so ergeben. Ich sitze auf der Tribüne, übermittle meine Eindrücke von oben per Funk.“Für ihn ist in erster Linie wichtig, dass alles läuft. Er tut St. Pauli gut – und umgekehrt.
Und auch privat ist Trulsen total glücklich. Am 6. September heiratet er seine Lebensgefährtin Kerstin, steuert mit ihr seine zweite Ehe an. Seinen Traumverein hat er, seine Traumfrau auch – jetzt müsste nur noch sein BundesligaTraum mit St. Pauli in Erfüllung gehen.
Das 0:4 im Derby gegen den HSV hat viel kaputt gemacht. So darf man nicht untergehen. André Trulsen