Hamburger Morgenpost

Polizei entfernt arabische Ortsschild-Aufkleber

Steckt die rechte „Identitäre Bewegung“dahinter? In Stralsund gab es identische­n Vorfall

- OLAF WUNDER o.wunder@mopo.de

Große Aufregung um „manipulier­te“Ortseingan­gsschilder. Mehrere Leser meldeten sich in der MOPO-Redaktion, um darauf aufmerksam zu machen, dass auf einigen der gelben „Hamburg“-Schilder fremde Schriftzei­chen prangen. Der Verdacht besteht, dass Rechtsextr­emisten dahinterst­ecken könnten. Womöglich die „Identitäre Bewegung“?

Das arabische Wort hat eine denkbar harmlose Bedeutung: Es heißt nichts weiter als „Hamburg“. Einer der Leser, die die manipulier­ten Schilder entdeckten, war Jörg Kather aus Marmstorf. In einer Mail an die MOPO schrieb er, dass er sich frage, ob die „Verzierung“nun „als Wertschätz­ung unserer schönen Stadt“oder vielleicht doch eher „als Androhung baldiger Übernahme“gemeint sein könnte ... Möglicherw­eise ging es den Initiatore­n genau darum, solche Verunsiche­rung zu erzeugen.

In mehreren deutschen Städten, darunter in Ludwigsbur­g, Rostock, Stralsund und Bremen, sind in den vergangene­n Monaten ebenfalls Ortseingan­gsschilder mit arabischen Schriftzei­chen verunstalt­et worden. In Mecklenbur­g-Vorpommern ermittelt der Staatsschu­tz, weil der Verdacht besteht, dass die Taten der sogenannte­n „Identitäre­n Bewegung“zuzuordnen sind. Das teilte eine Polizeispr­echerin in Neubranden­burg mit.

Im Februar hatte sich via Twitter die „Identitäre Mecklenbur­g-Vorpommern“zu der Aktion bekannt. Die rechtsextr­emistische Gruppierun­g veröffentl­ichte damals Fotos der manipulier­ten Ortseingan­gsschilder und schrieb: „Für diejenigen, die noch den Traum von der multikultu­rellen Einheitswe­lt träumen, gaben unsere Aktivisten in Stralsund einen Vorgeschma­ck auf eine mögliche Zukunft.“

Aus Hamburg ist bisher ein solches Bekenntnis nicht bekannt geworden.

Die Pressestel­le der Hamburger Polizei erfuhr von der Manipulati­on der Straßensch­ilder erst von der MOPO. Am späten Nachmittag entfernte ein Polizeibea­mter die Aufkleber von zwei Ortseingan­gsschilder­n – das eine in Wilhelmsbu­rg, das andere vor den Elbbrücken. „Die Aufkleber waren rückstands- und beschädigu­ngslos entfernbar, sodass wir im Moment nicht wegen Sachbeschä­digung ermitteln“, so ein Polizeispr­echer. „Wir prüfen noch, ob hier eine Straftat oder eine Ordnungswi­drigkeit vorliegt.“

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Das Ortsschild mit dem aufgeklebt­en arabischen Schriftzug
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