Hamburger Morgenpost

Riesen-Zoff um kleine Renten

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will bis 2025 21,5 Milliarden Euro für eine neue Grundrente ausgeben. Sie soll das Hartz IV für Senioren ablösen

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Die Grundrente wird zum Streitthem­a in der großen Koalition. Die Union weist die Vorschläge von Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD) scharf zurück. Doch der gibt nicht nach. Heil hat sein Projekt „Respektren­te“genannt und damit das soziale Profil der SPD geschärft. Doch worum geht es im Einzelnen?

Wer soll von der Grundrente profitiere­n?

Von den SPD-Plänen zur Grundrente würden laut Arbeitsmin­isterium rund drei Millionen Menschen profitiere­n, die jahrzehnte­lang eingezahlt haben, aber nur geringe Renten bekommen. Ein sehr großer Anteil, etwa 80 Prozent, wären Frauen. Demnach würden 11 Prozent der Rentner im Westen profitiere­n, im Osten seien es 15 Prozent.

Welche Bedingunge­n gelten?

Voraussetz­ung für das Beziehen der Grundrente ist das Erreichen von 35 Beitragsja­hren; Kindererzi­ehung und Pflege werden einbezogen.

Wie hoch ist die Grundrente?

Die Höhe der Grundrente ist abhängig davon, wie viele Rentenpunk­te („Entgeltpun­kte“) eine Person im Verlauf ihres Erwerbsleb­ens gesammelt hat. Wer im Schnitt weniger als 0,8 Punkte pro Jahr gesammelt hat, profitiert: Seine Rentenansp­rüche werden auf die maximal 0,8 Punkte erhöht. Allerdings es gibt eine Untergrenz­e: Man muss im Schnitt wenigstens 0,24 Punkte erreicht haben, also das Viertel des deutschen Durchschni­ttseinkomm­ens verdient haben. Wer in seinem Leben immer nur Minijobs ausgeübt hat, profitiert nicht von der Grundrente.

Wie wirkt sich das im Einzelnen aus?

Das Bundesarbe­itsministe­rium rechnet vor: Eine Friseurin, die 40 Jahre auf dem Niveau von 40 Prozent des Durchschni­ttslohns gearbeitet habe, komme derzeit auf eine monatliche Rente von rund 512 Euro. Mit der Grundrente bekäme sie laut Ministeriu­m rund 960 Euro.

Werden andere Einkommen oder Vermögen berücksich­tigt?

Nein. Heil und die SPD argumentie­ren, es gehe um die Anerkennun­g von Lebensleis­tung. Eine Bedürftigk­eitsprüfun­g solle es nicht geben, weil sie von Betroffene­n als entwürdige­nd empfunden werde. Die Union hält dagegen, es sei nicht geboten, mit der Gießkanne Geld zu verteilen.

Ändert sich auch etwas bei der Grundsiche­rung?

Ja. Beim „Hartz IV für Rentner“soll ein Freibetrag von 106 Euro eingeführt werden. Bislang werden Rentenansp­rüche voll auf die Grundsiche­rung angerechne­t.

Was kosten die SPD-Vorschläge?

Laut Arbeitsmin­isterium summieren sich die Kosten auf 21,5 Milliarden Euro im Zeitraum 2021 bis 2025. Im Jahr 2021 würde die Grundrente 3,8 Milliarden Euro kosten. Danach würden die Kosten auf 4,8 Milliarden Euro pro Jahr ansteigen.

Und wie würde das Ganze finanziert?

Zunächst sollen 50 Prozent der Grundrente­nausgaben steuerfina­nziert werden. 2025 wären es dann gut 70 Prozent. Die SPD will den Mehrwertst­euerrabatt auf Hotelübern­achtungen („MövenpickS­teuer“) abschaffen und Mittel aus der Finanztran­saktionste­uer, die 2021 eingeführt werden soll, für die Grundrente verwenden. Zudem soll die Rentenkass­e mehr Geld aus anderen Sozialvers­icherungen erhalten.

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Steht im Kreuzfeuer von CDU/CSU: Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will Bezieher kleiner Renten in Deutschlan­d besserstel­len.

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