Dieser Klotz verdrängt den „Langen Jammer“
Denkmalgeschützte Häuser werden abgerissen
Der „Lange Jammer“wird halbiert: An der Hebebrandstraße will die Stadt denkmalgeschützte Landarbeiterhäuser plattmachen, damit das Unternehmen ECE einen fetten Büro-Riegel hochziehen kann.
Jahrelang ist um die 1904 errichteten Häuser gerungen worden. Sie waren im Besitz der Stadt. 2016 zog der letzte Mieter aus und die Häuschen mit den kaum 40 Quadratmeter großen Wohnungen verfielen immer mehr.
Für Kristina Sassenscheidt vom Denkmalverein sind sie „die letzten Zeugnisse von Barmbeks dörflicher Vergangenheit“. Deshalb stehen die Gebäude mit ihren großzügigen Gärten auch unter Denkmalschutz. Aktuell dokumentieren Fachleute des Denkmalschutzamts den historischen Komplex, hinter dem sich Ställe befinden, in denen die armen Bewohner früher Kaninchen oder Hühner gezüchtet haben. Doch danach rücken die Abrissbagger an.
Lediglich ein kleiner Teil mit fünf Häuschen bleibt bestehen und wird restauriert. Die für den Denkmalschutz zuständige Kulturbehörde spricht von „übergeordneten wirtschaftspolitischen Belangen“,
Gemeint ist die Schaffung von angeblich 1500 Arbeitsplätzen in einem gigantischen Neubau an der Ecke Hebebrandstraße/Fuhlsbüttler Straße. ECE, der Einkaufscenter-Multi der OttoFamilie, investiert hier 115 Millionen Euro. Es entsteht ein „Bürocampus“für die französische SociétéGénérale-Gruppe, zu der die Hanseatic Bank und die Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (BDK) gehören.
Schon im Oktober soll in Barmbek Baubeginn sein, die Fertigstellung ist für Anfang 2022 geplant. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), dessen Behörde als Verkäufer agierte, sieht den Neubau als wichtigen Beitrag zur positiven Entwicklung des Stadtteils.
Das dürfte manch alteingesessener Barmbeker vermutlich anders sehen. die den Denkmalschutz ausgehebelt hätten.
Die Häuser sind die letzten Zeugnisse von Barmbeks dörflicher Vergangenheit. Kristina Sassenscheidt