Der Schuster der Stars
Zu seinen Kunden zählen David Garrett und Florian Silbereisen
Von INA PACHMANN
PARCHIM - In dieser Woche hat Stargeiger David Garrett in Schwerin ein Konzert gegeben. Und Kay Gundlack ist zu ihm gefahren, im Gepäck ein Paar neue Stiefel. Gundlack ist Schuhmacher und der Geiger sein Kunde. Die Boots sind aus schwarzem gemustertem Nubukleder und Lackleder, sie sind verziert mit Nieten und dem Totenkopf, ohne den Garrett offenbar nicht kann.
Gundlack hat seine Manufaktur in Parchim, einer Stadt mit großer Tuchmacherund Schuhmachertradition, nur 40 Kilometer von Schwerin entfernt. Hier hat er eine Lehre als Orthopädieschuhmacher gemacht und 15 Jahre als Angestellter gearbeitet, hier hat er im Jahr 2005 seine Manufaktur gegründet.
Dass er inzwischen Kunden in der Schweiz, Österreich und Italien hat, wundert den 45-Jährigen auch heute noch manchmal. Reiche sind das, Normalverdiener und Prominente. Joachim Llambi, der Banker, ehemalige Profi-Tänzer und gestrenge „Let’s Dance“-Juror, war sein erster fernsehbekannter Kunde. Er wollte keine Tanzschuhe, sondern etwas Solides und Feines zugleich fürs Börsenparkett.
An den Besuch seiner ersten Berlinale erinnert sich Gundlack mit einem Lachen: „Ich sah unmöglich aus mit meinen karierten Hosen und dem roten Westover Die Leute verstanden ni für ich werben wo hielten mich für Schuhputzer.“Das mindestens zehn Jahre her – und der Promi-Kreis, der Schuhe mit dem KG-Siegel trägt, wird immer größer. Thomas Gottschalk ließ schon be ihm arbeiten. Kein seiner ausgeflippt Schuhe für die Bü
Die bekäme er billi Kalifornien, erklär Entertainer dem P mer, und wollte etwa tagstaugliches.
Die Musiker von Rammstein, die Rapperin Sabrina Setlur und Florian Silbereisen ordern Schuhe bei Gundlack. Die Künstler vertrauen dem Schuhmacher und Designer. Immer öfter lautet der Auftrag nur: „Bau mir was Cooles.“Dann macht sich der Mecklenburger Gedanken, zeichnet, schlägt verschiedene Lederarten, Farben und Verzierungen vor, berät mit dem Auftraggeber, ändert. Ganz anders aber muss er es nie machen. Gundlack hat ein Händchen für Schuhe und für Menschen in Eile. Als Katja Flint umgehend Schuhe für eine Bambi-Verleihung brauchte, machte er sie umgehend. Nur Rammsteins letzte Bestellung kam zu spät, zum gewünschten
Termin war der Auftrag nicht zu erledigen.
Mehr als 200 Arbeitsschritte und bis zu 40 Stunden dauert es, bis so ein Maßschuh fertig ist. Alles wird von Hand gemacht: das Maßnehmen und Übertragen auf den Leisten aus Buchenholz, die Fertigung des berechneten Schaftes, das Nähen des Rahmens an die Brandsohle durch Futter, Kappe und Oberleder, die Befestigung des Rahmens an die erste Lederlaufsohle, das Montieren der Sohle und des Absatzes.
Allein fürs Fi drei, vier Stunden Zeit. Dann geht er mit der Farbe noch einmal über den Schuh, leicht und immer wieder, damit die Oberfläche glatt ist und die Farbe etwas changiert.
Das sind die Feinheiten, die Träger handgemachter Schuhe zu schätzen wissen und für die sie vierstellige Summen zahlen. Der Schauspieler Francis FultonSmith etwa leidet geradezu, wenn seine Lieblinge einen Kratzer abbekommen. Dann meldet er sich in Parchim und Kay Gundlack schafft Abhilfe.
Doch nicht nur die ManufakturSchuhe arbeitet er auf, für ihn gehören Reparaturen zum Beruf. „Ein Schuster muss auch flicken“, sagt er. Einmal brachte ihm ein Bauer seine Arbeitsschuhe. Gundlack fluchte beim Bearbeiten der Gummisohlen, an denen der Geruch des Kuhstalls hing. Aber der Bauer bekam seine wieder funktionstüchtigen Stiefel zurück und Gundlack hatte einen neuen Kunden: Seiner Frau spendierte der Mann später ein Paar echte KG-Schuhe.
Die Manufaktur in Parchim ist Werkstatt und Showroom. Zu sehen ist auch das abgetra
Anfangs hielten mich die Leute für einen Schuhputzer. Kay Gundlack