„Das hier ist Graffiti gegen das Vergessen“
Bertini-Preisträgerin erinnert an Peggy Parnass’ Eltern.
Methfesselstraße 13 in Eimsbüttel: Dort ist die bekannte Hamburger Publizistin Peggy Parnass aufgewachsen. Dort klopfte 1938 die Gestapo an die Tür und deportierte die Eltern. Auf den Gehwegplatten direkt vor dem Haus ist nun ein Bild ihrer Eltern Simon und Hertha Parnass zu sehen – so lange zumindest, bis der Regen die Farbe wieder weggespült hat.
Den Opfern ein Gesicht geben! So nennt die Schülerin Nele Borchert das Kunstprojekt, für das sie den Bertini-Preis erhielt: Sie ergänzt die Stolpersteine um Bilder der Opfer. Bei der Preisverleihung im Januar hatte die 16-Jährige die Publizistin Peggy Parnass kennengelernt. „Nele hatte die Idee, so was auch für meine Eltern zu machen“, so die 90-Jährige.
Gestern war es so weit. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, so aufgeregt bin ich“, sagt Peggy Parnass. Gott sei Dank blieb es trocken, so dass Nele Borchert eine Schablone auf dem Gehweg aufkleben und weiße Farbe darüber sprühen konnte. Fertig war das Graffito gegen das Vergessen.
Am Ort ihrer Kindheit zu sein, weckte bei Peggy Parnass Erinnerungen. Etwa an den Besitzer des Lebensmittelladens ein paar Meter weiter, der ihren Eltern, den Juden, nichts verkaufen wollte. „Einmal hat die Inhaberin meine Mutter verprügelt und rausgeworfen.“
Der 16-jährigen Nele Borchert ist Peggy Parnass „wahnsinnig dankbar“. „Du hast meine Eltern vor dem Vergessen bewahrt.“