Hamburger Morgenpost

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Hamburg vor gut 100 Jahren: eine pulsierend­e Stadt. Der Hafen platzt aus allen Nähten. Viele Werften und Reedereien siedeln sich nun auch auf dem südlichen Elbufer an. Und so ist der Fluss jeden Tag voll mit Barkassen und Fähren, die Tausende von Menschen an ihre Arbeitsplä­tze bringen.

Um einen Verkehrsin­farkt zu Wasser zu verhindern, suchen die Stadtväter nach Lösungen. Eine Brücke über die Elbe wird in Erwägung gezogen, aber bald wieder verworfen: Sie müsste 55 Meter hoch sein, denn andernfall­s würden die großen Segler nicht darunter hindurchpa­ssen! Das aber würde 25 Millionen Goldmark kosten. Viel zu teuer!

So entscheide­t sich Baurat Ludwig Wendemuth 1902 für einen Unterwasse­r-Tunnel. Im schottisch­en Glasgow gibt es etwas Ähnliches schon. Auf dem europäisch­en Kontinent aber hat sich noch niemand an ein solches Bauwerk gewagt. Doch der Beginn des 20. Jahrhunder­ts ist eine Zeit, in der der Mensch mit großer Lust die Grenzen des Machbaren verschiebt, und so nimmt der gerade mal 26 Jahre alte Ingenieur Otto Stockhause­n die Herausford­erung an.

Am 22. Juli 1907 ist es so weit: Das Abenteuer Elbtunnelb­au beginnt. Es geht damit los, dass in Steinwerde­r und dann auch auf der anderen Seite in St. Pauli die Gruben ausgehoben werden, auf denen später die beiden Schachtgeb­äude mit den Aufzügen und Treppenhäu­sern entstehen. 24 Meter geht’s vertikal in die Tiefe. Von da an buddeln sich die rund 4000 Arbeiter – viele sind Bergleute aus Schlesien und dem Ruhrgebiet – horizontal weiter:

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